Ein neuer vom Land Baden-Württemberg angestoßener Risikokapitalfonds schließt für Start-ups eine Lücke. Auf die Weltkarte bringt er das Land noch nicht, schreibt Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Wenn man den neuen Risikokapitalfonds einmal im Start-up-Jargon zwischen „disruptiv“ und „inkrementell“ bewerten müsste – also zwischen „radikalen Umbruch“ und „organischen Fortschritt“ – dann würde die Nadel doch eher in Richtung „inkrementell“ ausschlagen.

 

Vor drei Jahren mobilisierte die damalige grün-rote Landesregierung für einen „VC-Fonds Baden-Württemberg“ vier Millionen Euro, nun sind es fünf. Der reine Zahlenvergleich wird dem neuen Projekt allerdings nicht ganz gerecht. Der nun gestartete Risikokapitalfonds hat den Anspruch, deutlich mehr privates Kapital zu mobilisieren als sein Vorgänger. Trotzdem kommt einem vieles vertraut vor: Die Partner einschließlich der Landesinstitution L-Bank, die Geldgeber vor allem aus der Region selbst, der technologische Fokus, die Betonung auf Nachhaltigkeit. All das sind bekannte Stärken Baden-Württemberg, welche man gewiss nicht unter den Scheffel stellen muss.

Wo sind die internationalen Partner?

Aber wo ist die viel beschworene Außenwirkung? Wo sind die internationalen Partner? Wo ist der Fokus auf ganz neue Themen, etwa auf global zu expandierenden, digitalen Geschäftsmodellen, nicht nur auf High-Tech? Diese Fragen sind wichtiger als die reine, nicht gerade die Grenzen des Landesetats austestende Dimension des Fonds. Ein Erfolgsmodell zieht privates Kapital an, da hat die Landes-Wirtschaftsministerin recht.

Nicole Hoffmeister-Kraut ist Realpolitikerin: Mehr war unter den bestehenden Rahmenbedingungen nicht zu holen. Der große Kulturbruch mit einem völlig neuen Management- und Investitionssansatz war nicht gewollt. Bestehende Partner sind eingebunden, das Land stärkt die vorhandenen Stärken der Region. Das ist nützlich und wichtig, zumal der Fonds eine Lücke schließt, die bisher Start-ups genau dann gebremst hat, wenn sie wachsen wollten. Es ist unverzichtbar, dass das Land hier einen Impuls setzt. Aber der Fonds ist nicht das von der Ministerin gewünschte große Signal nach außen. Das südwestdeutsche Investoren-Netzwerk, das auch in Nachbarländer wie die Schweiz hineinreicht, wird sicher funktionieren. Aber Englisch wird so schnell nicht die Fonds-Sprache.

Immerhin: Die Wirtschaftsministerin macht daraus keinen Hehl. Der Fonds sei ein Anfang, dem weitere Schritte folgen müssten. Gründergeist entsteht ja auch aus dem Bewusstsein: Da geht noch was. Ein solcher Start-up-Geist ist Hoffmeister-Kraut zu wünschen.