Parkers Privatdetektiv Spenser ist auf einen delikaten Fall angesetzt, der zunehmend mörderisch wird. Dennoch vergeht Spenser dabei nicht der Appetit.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Stuttgart - Man soll bekanntlich niemals hungrig in einer Metzgerei einkaufen. Da fallen schnell alle Hemmungen und das Hüftgold quillt nachgerade auf. Ähnliches gilt für „Miese Geschäfte – Ein Auftrag für Spenser“ von Robert B. Parker. In dem Krimi wird nämlich ständig geschlemmt, und der Autor beschreibt dermaßen plastisch, wie die Leckereien aussehen und schmecken, dass der Leser beginnt, zuerst mit der Zunge zu schnalzen und dann zum Kühlschrank zu rennen und diesen zu plündern. Also: erst einen Snack, dann lesen. Nur an einer Stelle vergeht sogar dem hungrigsten Leser der Appetit: wenn ein Polizist einen Donut mit Ahornsirup-Füllung, bestreut mit Erbeerflocken, wählt. „Heilige Scheiße, entfuhr es mir“, kommentiert das der Privatdetektiv Spenser.

 

Eine Clique cooler Typen

Der ist ein überaus sympathischer Mensch, der nicht nur von Hunden wie der Deutsch-Kurzhaar-Pointer- Dame Pearl geliebt wird, sondern auch von deren Besitzerin, der an Schlagfertigkeit nicht hinter Spenser zurückstehenden Psychiaterin Susan Silverman. Und da sind noch seine Spezis für alle Fälle: unter anderem Hawk, ebenfalls Detektiv, der wortkarge Pistolero Vinnie und der „weltbeste Wirtschaftsprüfer“ Marty Siegel. Alle zusammen lösen schließlich zwei Mordfälle im Umkreis des Bostoner Energiekonzerns Kinergy, in die zudem ein dubioser Partnertausch-Guru verstrickt ist, der den Vorstandsmitgliedern samt ihren Gattinnen ziemlich pikante Flöhe in die Ohren gesetzt hat.

Die Dialoge sprühen so vor Ironie und Sarkasmus und sind von Marcel Keller so brillant ins Deutsche übersetzt, dass man einzelne Passagen einfach mehrmals lesen muss. Und sich selbst ertappt, wie man beim Lesen leise kichert und dabei in öffentlichen Verkehrsmitteln von anderen Fahrgästen misstrauisch beäugt wird. Wie einst Raymond Chandler lässt auch Robert B. Parker den Protagonisten die Geschichte erzählen. Da Spenser für die Welt des Big Business nur Verachtung übrig hat, fällt das in entsprechendem Tonfall aus. Und da er gerne und gut isst, beschreibt er die ganzen Gerichte – und wenn es nur ein Club-Sandwich ist – ebenfalls en Detail. Der Gipfel ist, wenn Spenser eine Moussaka zubereitet, während ein Teil seiner Unterstützer Cocktails schlürfend in der Küche kiebitzt. Da läuft nicht nur denen das Wasser im Mund zusammen.

Zum Glück gibt es noch mehr Aufträge für Spenser

„Miese Geschäfte“ – im Original Bad Business – macht auf jeden Fall Appetit auf mehr. Neben einigen Romanen um den Kleinstadt-Sheriff Jesse Stone – die zum Teil mit Tom Selleck in der Titelrolle verfilmt wurden - hat der Pendragon Verlag in Bielefeld glücklicherweise bereits sieben der fast 40 Spenser-Krimis auf Deutsch herausgebracht. Robert B. Parker, Jahrgang 1932, ist im Jahr 2010 in Massachusetts gestorben. Sein erster Spenser-Krimi erschien 1973.

Robert B. Parker: „Miese Geschäfte: Ein Auftrag für Spenser“. Roman, aus dem Englischen von Marcel Keller. Pendragon Taschenbuch, Bielefeld 2013. 240 Seiten, 10,99 Euro. Auch als E-Book, 8,99 Euro.