Eine junge Amerikanerin und ihr Freund geraten in die Fänge skrupelloser Menschenhändler. Ihnen droht gemeinsam mit illegalen Einwanderern der Tod – ein kerniger Fall für den Ermittler Elvis Cole.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Wie gut, wenn am Ende einer mit dem Sturmgewehr kommt, einer, der früher bei den Elitesoldaten war und jetzt Remedur schafft unter den Bösen, die ganz gewiss nichts Besseres verdient haben. Soviel zum Einstieg und als leise Kritik an Robert Crais’ „Straße des Todes“. Denn abgesehen von einer gewissen Söldnerromantik und dem damit verbundenen Abziehbild von den Besten der Besten ist dem 1953 geborenen Autor ein gradliniger Thriller über ein brisantes Thema gelungen.

 

Gegenstand ist das Elend der illegalen Einwanderer in die USA, die von Schleusern ins Land gekarrt werden – um dort in die Hände anderer organisierter Krimineller zu geraten. Die erpressen von den in der Heimat gebliebenen Angehörigen Lösegeld für die „Pollos“ (also Hühner) genannten Unglücklichen. Am Ende sind die Familien mit ein paar hundert Dollar vollends hoffnungslos verschuldet. Und die Geiseln werden kurzerhand ermordet.

Eine junge Amerikanerin – Tochter einer illegal eingewanderten, mittlerweile erfolgreichen Latina – gerät durch Zufall mit ihrem Freund in die Fänge einer solchen Bande. Gemeinsam mit Mittelamerikanern und Koreanern sehen sie in zu Gefängnissen umgebauten Häusern dem Tod entgegen. Doch die Mutter der Geisel engagiert den Ermittler Elvis Cole, der in die Abgründe des tödlichen Menschenhandels hinabsteigt und tatsächlich herausfindet, wo Krista und ihr Freund gefangen gehalten werden.

Coles gefährlicher Plan geht nicht auf, er wird selbst zum Gefangenen. Zum Glück hat er alte Freunde, die bei der Army gelernt haben, was in so einem Fall zu tun ist. Und unter anderem zum Karabiner M 4 greifen.

Man muss diese Sturmgewehr-Ästhetik nicht mögen (kaum ein amerikanischer Film, kein realer Verbrechensbericht im Fernsehen, in dem die schwarzen Schießprügel nicht wie Monstranzen durchs Bild getragen würden), aber sie ist bei Robert Crais noch erträglich. Erstens, weil er seinen 400-Seiten-Thriller formal sehr kunstvoll verschachtelt hat. Und weil er, zweitens, ein Schlaglicht auf das Schicksal der Illegalen wirft, ohne das Buch deshalb gleich zur Sozialkundestunde machen.

Robert Crais: „Straße des Todes“. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger. Heyne Verlag, München.416 Seiten, 9,99 Euro . Auch als E-Book, 8,99 Euro.