Der Midea-Konzern hat den Aktionären der Augsburger Kuka ein attraktives Angebot angekündigt. Der chinesische Haushaltsgerätehersteller will ihnen 115 Euro pro Aktie bieten. Und was macht Voith?

Stuttgart - Der chinesische Midea-Konzern, Hersteller von Haushaltsgeräten und Klimaanlagen, greift nach einem der deutschen Vorzeigeunternehmen im Bereich Automatisierungstechnik: dem Augsburger Roboterhersteller Kuka AG. Die Chinesen, die bereits gut zehn Prozent der Anteile besitzen, haben am Mittwoch ein lukratives Übernahmeangebot angekündigt. 115 Euro wollen sie für jede Kuka-Aktie bieten. Das entspricht einem Aufschlag von gut 36 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Dienstag. Am Mittwoch ist dann die Notierung an der Börse um rund 29 Prozent auf knapp 109 Euro in die Höhe geschnellt. Vorstand und Aufsichtsrat des Roboterherstellers kündigten an, die Angebotsunterlagen sorgfältig zu prüfen und dann Stellung dazu nehmen.

 

Das selbsterklärte Ziel von Midea ist, mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile zu erwerben. Damit wären die Chinesen der größte Einzelaktionär der Augsburger; größer als der Maschinenbauer Voith. Die Heidenheimer sind Ende 2014 bei Kuka mit einem Anteil von 25,1 Prozent eingestiegen. Damit besitzen sie eine sogenannte Sperrminorität. Sie können damit Beschlüsse auf der Hauptversammlung blockieren. Voith hat sich damals selbst als „langfristig orientierter, strategischer Ankeraktionär“ von Kuka bezeichnet und sich auf diesem Wege Zugang zur vernetzten Produktion – Industrie 4.0 – verschaffen wollen. Ob und inwieweit die Heidenheimer bereits von dem Engagement profitieren konnten, ist unklar.

Gut positioniert

Weder Kuka noch Voith wollten sich dazu äußern. „Wir beobachten die weitere Entwicklung und werden uns, wenn es etwas von Seiten Voith zu sagen gibt, wieder äußern“, ließ Voith mitteilen. Und weiter: „Unabhängig von dieser aktuellen Entwicklung sind wir mit unserem Investment gut positioniert und mit der Entwicklung der Beteiligung seit unserem Einstieg Ende 2014 sehr zufrieden“. Von dem Unternehmer Friedhelm Loh, der ein Kuka-Paket von zehn Prozent besitzt, war keine Kommentar zu erhalten.

„Wir sehen das (Midea-Angebot) keinesfalls als feindlich an“, beurteilte Kuka-Chef Till Reuter die milliardenschwere Offerte gegenüber der Agentur Reuters. Das dürfte auch mit seinen strategischen Zielen zusammenhängen. Kuka hat sich ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Bis 2020 will einer der weltgrößten Roboterhersteller den Umsatz auf bis zu 4,5 Milliarden Euro ausweiten, das wären 1,5 Milliarden Euro mehr als 2015. Der Umsatz soll dabei nicht zuletzt in China deutlich gesteigert werden – von derzeit 450 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro bis 2020. Das chinesische Unternehmen Midea, das bereits Kuka-Roboter in der eigenen Produktion einsetzt, bietet den Augsburgern bei deren Zielen in vielfältiger Weise Unterstützung an. „Als einer der führenden Haushaltsgerätehersteller verfügt Midea über ein umfangreiches Vertriebsnetz, Kontakte zu Zulieferern und wichtigen Entscheidungsträgern“, schreiben die Chinesen, die sich selbst als „der ideale Partner“ bezeichnen, in einer Mitteilung. Zudem verfüge Midea über einen „exzellenten Produktionsbetrieb in China“, zu dem Kuka Zugang erhalten würde. Gleichzeitig will Midea mit Kuka-Technologie die eigene Automatisierung vorantreiben.

Ausgezeichnete Verfassung

Midea bietet Kuka nicht nur Unterstützung an, sondern sichert den Augsburgern zudem die Unabhängigkeit als in „Deutschland börsennotierte Gesellschaft“ zu. Man habe nicht die Absicht einen Beherrschungsvertrag abzuschließen. Kuka sei in einer ausgezeichneten Verfassung, steht in der Midea-Mitteilung, „wir wollen weiter in die Belegschaft, die Marke, gewerbliche Schutzrechte und Produktionsstätten investieren“. Mit dem Führungsteam wolle man konstruktiv zusammenarbeiten. Zudem sei man bereit, konkrete Zusagen hinsichtlich der Belegschaft, den Firmenmarken und dem geistigen Eigentum zu machen. Bedingung von Midea ist, dass der Konzern mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile erhält und dass Kartellamt sowie Aufsichtsgremien zustimmen.