Der Robotikexperte Vijay Kumar entwickelt kleine, intelligente Drohnen. Sie sollen zum Beispiel im Schwarm ein Haus inspizieren, bevor die Polizei oder die Feuerwehr die Tür eintritt. In Stuttgart hat Kumar für die Chancen dieser Technologie geworben.

Stuttgart - Der Nano Gravit von der Firma LRP aus Schorndorf wiegt nur zwölf Gramm und passt in eine Kinderhand. Wenn man ihn eine Viertelstunde an den USB-Anschluss des Computers hängt, haben seine vier Rotoren genug Strom für fünf Minuten. Der Quadrokopter brummt wie ein dickes Insekt, und wenn man nicht aufpasst, fliegt er gegen das Fenster oder gegen den Schrank. Er reagiert sehr sensibel auf die Signale der Fernsteuerung. Was das 30 Euro teure Spielzeug kann? Loopings, mehr nicht.

 

Die fliegenden Roboter von Vijay Kumar sind zum Teil nicht viel größer, doch ihre Kunststücke sind beeindruckend. Bei einem Vortrag am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart zeigt Kumar Videos aus seinem Labor an der University of Pennsylvania in Philadelphia. In einem wirft einer seiner Mitarbeiter einen Hula-Hoop-Reifen in die Luft, und der Quadrokopter fliegt hindurch, ohne dass ihm ein Mensch dabei helfen würde. In einem anderen wird einem kleinen Roboterschwarm per Funk eine Figur vorgegeben – und die Quadrokopter führen einen Formationsflug auf.

Chip und Kamera aus einem Smartphone helfen weiter

Kumars Team hat die Steuerung mathematisch so weit vereinfacht, dass sie auf einem Laptop berechnet werden kann. Allerdings liegt darin der Trick: Die Roboter können klein sein, weil ihre Position hundertmal pro Sekunde von mehreren Kameras ermittelt wird und der Laptop die Steuersignale per Funk übermittelt. Vijay Kumar will aber die Steuerung in die fliegenden Roboter integrieren, damit sie für die Polizei oder die Feuerwehr ein Gebäude inspizieren können, bevor jemand die Tür eintritt. Kleinere Roboter sind wendiger, und es macht weniger aus, wenn einer kaputtgeht.

Die großen Chiphersteller interessierten sich für das Robotikgeschäft und arbeiteten an leichten, Strom sparenden Prozessoren sagt Kumar. Einstweilen nutzt er in seinem Labor die Innereien eines Smartphones, den Chip und die Kamera, um seine fliegenden Roboter auszurüsten. Stolz zeigt er den Werbeclip eines Autoherstellers, der mit seinen Maschinen gedreht wurde: Ein Schwarm tanzt im Museum, öffnet Türen und fährt sogar Aufzug. Sein Ziel sei, mit einem Schwarm von Minirobotern ein Gebäude in wenigen Minuten zu kartieren, sagt Kumar. Und dann wirbt er für einen pragmatischen Umgang mit den Chancen und Risiken: „Die Technologie ist da“, sagt er. „Es liegt an uns, damit sinnvoll umzugehen.“