Wenigstens halb so viel Erfolg wie die Scorpions hätten andere Bands auch gerne. In Katja von Garniers Dokumentarfilm wird darum viel über Rock und Erfolg geredet. Die Mutter eines der Gitarristen sorgt sich trotzdem, ob ihr Junge je noch mal was Vernünftiges machen wird.

Stuttgart - Wer die Musik der Hannoveraner Rockband Scorpions nicht über die Maßen schätzt, ist in Katja von Garniers Dokumentarfilm „Scorpions – Forever and a Day“ gut aufgehoben. Der Hundertminüter besteht nämlich nur aus rund zehn Minuten Konzertgeschehen, die restliche Zeit wird geredet. Zumeist von Bandmitgliedern und früheren Bandmitgliedern, wobei Uli John Roth verblüffenderweise nicht zu Wort kommt, aber auch von illustren Gesprächspartnern wie Michail Gorbatschow, Wladimir Klitschko oder Gottfried Helnwein.

 

Mutti macht sich weiter Sorgen

Erzählt wird die Geschichte der weltweit bekanntesten deutschen Band mehr oder weniger chronologisch, es ist frühes und bemerkenswert schräges Filmmaterial ebenso dabei wie nahezu nagelneues, entstanden über Jahre hinweg rund um die Scorpions-Auftritte an vielen Drehorten der Welt. Lustige Momente gibt es ebenfalls, wenn etwa Paul Stanley von Kiss den „wunderbaren Tenor“ Klaus Meines lobt oder sich der Scorpions-Gitarrist Matthias Jabs erinnert, wie ihn seine nach New York eingeladene Mutter bei einem von drei ausverkauften Konzerten im Madison Square Garden gefragt hat, wann er denn endlich mal etwas Vernünftiges zu tun gedenke.

Der durchaus gelungene Dokumentarfilm erzählt umfangreich und so informativ, dass er schon eher für Musikwissenschaftler als für hartleibige Fans gedacht sein könnte. Er leidet jedoch an einem Konstruktionsfehler. Gedacht war er als Abschiedshommage für die Band, die sich nach fünfzig Jahren Tätigkeit von der Bühne verabschieden wollte. Aber daraus ist nichts geworden: Die Scorpions haben längst ihren Abschied vom Abschied angekündigt. Im März 2016 kommen sie auch wieder nach Stuttgart.

Scorpions – Forever and a Day. Deutschland 2014. Dokumentarfilm. Regie: Katja von Garnier. 100 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.