Wer das Römermuseum im Mainhardter Schlössle besucht, sollte sich auch das Pahl-Museum im Ortsteil Gailsbach ansehen. Und im Ort findet man eine der längsten noch erhaltenen Umfassungsmauern eines römischen Kastells.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Mainhardt - Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis. In Sulzbach an der Murr biegt die B 14 nach links in Richtung Schwäbisch Hall ab und geht steil bergauf. Die Sulzbacher Steige hat nicht umsonst ihren Namen bekommen und die Höhenmeter zwischen dem Murrtal und dem Höhenzug sind ein Grund, warum hier vor mehr als 1800 Jahren die Römer ein Kastell bauten. „Mainhardt ist von drei Seiten von Tälern umgeben, die Lage für eine solche Befestigung war ideal“, sagt Torsten Pasler, der die Besucher sonn- und feiertags im Römermuseum an der Hauptstraße begrüßt.

 

Das Museum ist in einer kleinen Kirche untergebracht

Die kleine Kirche, in der es untergebracht ist, ein Teil des Mainhardter Schlössles, stünde quasi direkt neben dem Haupttor des Römerlagers, wie er dem Besucher am Modell zeigt. Rund 300 Meter der Umfassungsmauer sind noch sichtbar. Das Lager erstreckte sich über eine Fläche von rund zweieinhalb Hektar und bot 600 römischen Soldaten Schutz, davon 120 Reitern. „Es wird ja immer debattiert, ob es Legionäre oder Hilfstruppen waren, die am Limes stationiert waren. Hier in Mainhardt wurde ein Teil einer Rüstung gefunden, die normalerweise ein Legionär trug. Und in der Zeit, in der das Kastell bestand, gab es sicher auch einiges an Kommen und Gehen“, meint Torsten Pasler, der sich bei Führungen in die Ausrüstung eines römischen Soldaten wirft.

Klein, aber fein präsentiert sich das Römermuseum. Außer den Torsi zweier Genien ist alles echt und in Mainhardt gefunden. „Die beiden sind Kopien, die echten sind im Landesmuseum in Stuttgart.“ Genius Loci nannten die Römer Schutzgottheiten, die sie an allen Orten vorhanden sahen. Die beiden Mainhardter sind im 19. Jahrhundert gefunden worden, nachdem Justinus Kerner, der damals für den Verwaltungsbezirk zuständig war, gehört hatte, Anwohner hätten Steine aus der noch erhaltenen Kastellmauer als Baumaterial genommen. Kurzentschlossen reiste das Universalgenie nach Mainhardt und barg die Überreste der zwei Statuen.

Eine spontane Vortragsreihe wurde zur Dauereinrichtung

„Im Jahr 2007 haben wir hier das 20-Jährige gefeiert. Und da dachten wir, die beiden Genien sollten wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz“, sagt Torsten Pasler. Doch das Landesmuseum wollte die beiden steinernen Mainhardterinnen nicht herausrücken. Aber Kopien durften erstellt werden. 4100 Euro sollten diese kosten. „Bei 5500 Mainhardtern wäre das ein Klacks, wenn jeder einen Euro spendet“, lautete die Idee der Museumsmacher.

„Es kamen nach dem Aufruf aber nur 500 Euro zusammen. Das war eine dumme Situation: Wir wussten nicht mehr, wer wie viel gespendet hatte. Zurückgeben konnten wird das Geld nicht, behalten auch nicht. Wir mussten also den Rest zusammenbringen“, erinnert sich Torsten Pasler, dessen Vater Hermann Pasler zusammen mit Horst Clauß das Museum gegründet hat, das ursprünglich auf der anderen Straßenseite im Rathaus zu finden war. „Meine Kollegin Michaela Köhler hatte dann die Idee, hier Vorträge zu halten. So bekamen wir das Geld schließlich zusammen“ – und eine attraktive Veranstaltungsreihe mehr. „Wir machen die Vorträge jetzt im zehnten Jahr.“

Das Pahl-Museum wirkt wie vom Himmel gefallen

Wer anschließend auf der Hauptstraße weiter ins einstige Land der Barbaren fährt, merkt, dass Mainhardt auf einem Hochplateau steht. Außerhalb des Ortes geht das Sträßchen in Richtung Gailsbach steil bergab ins Brettachtal und auf der anderen Seite ebenso wieder hinauf. „Das Pahl-Museum ist gleich am Ortseingang links“, hat Torsten Pasler gesagt – und das Gebäude ist tatsächlich nicht zu übersehen. Die von dem Maler und Architekten Professor Manfred Pahl in den Jahren 1975 bis 1983 erbaute Kunsthalle wirkt mit ihrer Dachkonstruktion wie vom Himmel gefallen. Das Dach ist so gebaut, dass der Lichteinfall in den Ausstellungsräumen ideal ist. Ständig zu sehen sind Bilder des Künstlers, dessen Arbeiten von den Nazis verboten worden sind. Wie andere Künstler seiner Generation hatte Pahl am Ersten Weltkrieg teilgenommen und stellte das Grauen so dar, wie er es empfunden hatte. Und von seiner Meinung über die Nazis macht er in seinen Bildern auch keinen Hehl.

Öffnungszeiten

Römermuseum
Geöffnet ist vom 1. Mai bis 3.  Oktober immer sonn- und feiertags von 14  bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 1 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre 50 Cent. Zu anderen Zeiten kann man den Schlüssel im Textilhaus Pasler-Rau holen. Nach Vereinbarung werden auch Führungen für Gruppen angeboten. Näheres erfährt man von Torsten Pasler unter 0 79 03/94 02 56.

Pahl-Museum
Ebenfalls vom 1. Mai bis 3. Oktober ist es an Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Einkehren
In Mainhardt gibt es eine ganze Reihe von Wirtschaften, die zum Einkehren einladen. Fußläufig vom Römermuseum sind die Alte Post an der Römerstraße und das Hotel Schoch an der Hauptstraße zu erreichen. Wer zum Pahl-Museum reist, sieht bereits vom Parkplatz aus die Gaisbacher Dorfschenke, die auch Gasthaus am Limes genannt wird, an der Ortsdurchfahrt stehen.