Die Autorin Elke Weigel hat viele Jahre lang in Bad Cannstatt gelebt und sich von der Altstadt und den Neckarauen inspirieren lassen. Entstanden sind dabei unter anderem ein historischer Roman und ein Krimi.

Bad Cannstatt - Robin und Jennifer könnten gegensätzlicher kaum sein. Während Robin im konservativen Cannstatt um 1900 mit Kurzhaarfrisur in den Kleidern ihres Bruders und ohne Korsett gegen die ihr von der Familie und der Gesellschaft zugedachte Frauenrolle rebelliert, lebt die deutsche Adlige Jennifer in Paris unbeschwert das mondäne Leben der Pariser Boheme. Beide müssen jedoch eines Tages aus ihrem Leben fliehen, wollen sie frei und selbstständig bleiben. Auf dem Monte Verita lernen sich die stiere Schwäbin und die weltoffene Jennifer kennen und lieben.

 

Die Autorin Elke Weigel, die vor zwei Jahren von Bad Cannstatt nach Uhlbach gezogen ist, hat hat zwei kontrastreiche Charaktere zusammengebracht: „Während Jennifer erst lernen muss, über ihr Leben nachzudenken, ist Robin der Prototyp einer Frau, die für ein selbstbestimmtes Leben kämpft“, sagt die aus Donaueschingen stammende Psychologin und Tanztherapeutin, die seit ein paar Jahren nur noch halbtags in ihrer Praxis arbeitet, um sich dem Schreiben widmen zu können.

Marktstraße und Neckarauen werden zu Schauplätzen

„Ich habe schon immer gern und viel gelesen und irgendwann begonnen, die Fantasiereisen für meine Patienten als Kurzgeschichten aufzuschreiben.“ Elke Weigels erstes Sachbuch erschien 2008, im April diesen Jahres brachte sie mit Robin und Jennifer ihren zweiten Roman im Konkursbuchverlag heraus.

Wie auch in ihrem Erstling mit dem Titel Fußballtöchter geht es auch im zweiten Roman Weigels um die Lebensbedingungen von Frauen. Dafür hat die 52-jährige Autorin in Büchern und Museen recherchiert und sich von der Cannstatter Altstadt inspirieren lassen, wo sie wohnte, als sie den Roman Robin und Jennifer zu schreiben begann. Daimler, die Neckarauen und die Marktstraße werden im Roman zu Schauplätzen des Geschehens, außerdem arbeitet die Autorin Ereignisse wie zum Beispiel ein schweres Unwetter, das die Weinernte zerstört hat, in die Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen ein.

„Es war Zeit für einen Roman der Lesbenliteratur, der in Stuttgart spielt“, sagt Weigel, die selbst lesbisch ist. „Klar ist aber auch, dass Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts ganz andere Probleme hatten als ein Coming-Out.“ Ohne Bildungschance und eigenes Geld seien viele abhängig gewesen von Ehemännern, Vätern oder Brüdern. „Da ging es in erster Linie darum, überhaupt ein eigenständiges Leben zu führen“, sagt Weigel.

Politisches Bewusstsein erhalten

Der Roman Robin und Jennifer sei deshalb für alle Frauen geschrieben, die sich gegen das Drängen in welche vorgeschrieben Bahn auch immer wehrten oder noch wehren. „Es ist wichtig, das politische Bewusstsein zu erhalten und sich bewusst zu machen, dass unsere Mütter und Großmütter für die Freiheiten gekämpft haben, die wie heute haben“, sagt Weigel. Mit ihrem Roman möchte sie darauf aufmerksam machen, dass es sich lohnt, für seine Ziele zu kämpfen, auch wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt.

Auch für die Autorin war es kein einfacher Weg: „Mein erstes Buch habe ich selbst herausgebracht.“ Man müsse nämlich nicht nur gut schreiben, um einen Verlag zu überzeugen: „Es kommt immer auch darauf an, ob man es schafft, ein Thema zu finden, das dem Verlag in diesem Moment neu erscheint.“ Wenn es aber einmal läuft, dann läuft es: Im September erscheint ein Bad Cannstatt-Krimi von Elke Weigel, in dem eine junge Psychologin als Ermittlerin unter anderem mit Homophobie und Missständen in der Psychiatrie konfrontiert wird. „Es ist ein zeitgenössischer Roman mit einem geschichtlichen Strang“, sagt die Autorin selbst über „Mutterschuld“.