Nach fünf Kinderkrimis veröffentlicht der Waiblinger Autor Peter Kundmüller sein erstes Buch für Erwachsene. Im Roman „Freier Fall“ stürzt ein Fotograf von der Empore der Michaelskirche und ein Streit entzweit die Kirchengemeinde.

Waiblingen - Eigentlich ist Joe in die Waiblinger Michaelskirche gekommen, um Bilder für einen Hochglanzkalender der Kirchengemeinde zu machen. Doch nun liegt der Fotograf tot auf dem Boden des Gotteshauses. Offenbar ist er von der Empore gestürzt. Unfall? Selbstmord? Mord? Peter Kundmüllers Buch „Freier Fall“ beginnt mit einer Leiche, dennoch betont der Waiblinger Autor, sein neues Werk sei ein Roman, kein Kriminalroman. Sein Beweis: „Es kommt keine Polizei vor.“ Stattdessen versucht Igor Idler, ein Lebemann mit Waiblinger Wurzeln und Wohnsitz in Paris, als Privatermittler im Auftrag einer Versicherung die Wahrheit über den Tod seines einstigen Kumpels aus Jugendtagen herauszufinden.

 

Krimi hin, Roman her – ein Wiederholungstäter ist Peter Kundmüller allemal. Denn von der Schreiberei kann er nicht die Finger lassen. Fünf Kinderkrimis hat er in den vergangenen sechs Jahren verfasst, alle Geschichten um die jungen Ermittlerinnen Greta und Christiane haben einen Bezug zu Waiblingen. Stets greift Kundmüller Themen auf, die in mehr oder weniger abgewandelter Form Stadtgespräch sind – sei es nun ein neues Stadtmuseum oder der Bau einer Kunstgalerie. Die Heimatstadt und ihre Menschen dienen dem Autoren auch für „Freier Fall“ als Inspiration: „Viele Szenen aus dem Buch kann man hier sehen, wenn man will“, sagt er und schaut zum Wochenmarkt, wo Remstaläpfel und Kürbisse den Besitzer wechseln, wo getratscht, gelacht und gelästert wird. „Das Haus mit dem Erker da drüben zum Beispiel ist in ,Freier Fall’ ein Hotel, das Joes Freundin Marie betreibt.“

Die Geschichte für sein erstes Erwachsenenbuch sei quasi zu ihm gekommen, sagt Kundmüller. Als Kirchengemeinderat in Waiblingen beschäftigt er sich seit einiger Zeit wohl oder übel mit der Frage, wie sich vier Teilgemeinden aus Kostengründen zu einer Kirchengemeinde vereinen lassen. Darum geht es auch in einem Handlungsstrang von „Freier Fall“. Im Zuge des Zusammenschlusses soll ein Gebäude, das alte Pfarrhaus am Marktplatz, verkauft werden. Interessenten gibt es mehrere für den stattlichen Bau mit dem gelben Fachwerk.

Der Streit um das Haus – im wahren Leben das Domizil eines Cafés – entzweit die Gemeinde. „Ich bin der Ansicht, dass ich mit dem Buch niemandem zu nahe trete. Die Vorkommnisse sind so irreal, dass es mich wundern würde, wenn jemand Anstoß daran nähme“, sagt Peter Kundmüller. Vor rund zwei Jahren hat er begonnen, die Geschichte niederzuschreiben. Bei Erwachsenen müsse die Story etwas vielschichtiger sein, sagt er., betont aber, dass Kinderliteratur zu schreiben, keinesfalls ein Kinderspiel sei: „Die Dichte der Erzählung ist bei jungen Lesern wichtiger. Wenn man bei Kindern anfängt zu plaudern, legen sie das Buch weg.“

Abends, nach der regulären Arbeit im Jugendamt, und an „ausgewählten Wochenenden“ setzt er sich hin und legt los. „Ich mache mir einen Plan, wer und was in welchem Kapitel vorkommen soll. Und wenn ich anfange zu schreiben, passiert es mir immer wieder, dass sich die Personen in der Geschichte verselbstständigen.“ Der Marionettenspieler wird Zeile um Zeile mehr und mehr zur Marionette seiner Figuren – ein Kick, der sich so gut anfühlt, dass der Autor das Schreiben als eine Notwendigkeit empfindet. Doch auf das Hochgefühl folgt oft ein absolutes Tief. „Vor fünf Monaten hatte ich alles Material beisammen, aber die Reihenfolge passte nicht. Ich musste alles umlegen. Das war kein schöner Moment.“ Trotzdem denkt Peter Kundmüller schon an eine Fortsetzung: „Wer Gefallen an Igor Idler findet, der kann sicher sein, dass es weiter geht.“