Die Brüder Maerz bringen dem Familienbetrieb neuen Glanz. Trotz ihrer Jugend – oder gerade deshalb? Ihre Küche in der Rose Bietigheim wurde mit einem Stern gewürdigt.

Rose Bietigheim - Gleich zur Begrüßung verwandelt sich die Pseudo-Tablette in ein Erfrischungstuch. Restaurantchef Christian Maerz gießt einen Schuss Wasser auf das „Napkin“-Käpselchen neben den Tellern – der kleine Spaß zur Begrüßung ist typisch für die lockere, verspielte Art, die die neuen Chefs in die„Rose“ nach Bietigheim gebracht haben. Seit dem Tod des Vaters im Januar 2010 ist Benjamin Maerz (24) Küchenchef – neuerdings steht ihm sein Bruder Christian (21) zur Seite.

 

Ihr Einsatz wurde mit einem Michelin-Stern belohnt. Zu Kopf gestiegen ist das den beiden Chefs offenbar nicht. Das Interieur ist kaum verändert. Zunächst irritieren die holzvertäfelten Wände und Decken und das rustikale Bar-Ensemble. Doch schnell stellt sich beim Gast ein Gefühl der Gemütlichkeit ein, zumal die Wirte mit den Materialien spielen: Der Gruß aus der Küche, ein Ingwerschäumchen mit Waldpilzsalat, wird per Baumscheibe serviert.

Bürgerlich oder Haute Cuisine?

Eigenständig ist auch die Speisekarte. Küchenchef Benjamin Maerz gibt den Feinschmeckern mit seinem Menü „Signatur Maerz“ eine Visitenkarte seines Haute-Cuisine-Könnens. Doch man kann in der „Rose“ auch im besten Sinne gut bürgerlich essen gehen. Zu Beginn wird ein Kabeljautatar mit Kokosperle serviert – in einer Austernschale; dazu, in einem Hühnerei, eine Geflügelterrine mit Kartoffelpopcorn.

Die Linguine in Trüffelcreme (19 Euro) lassen als üppige Vorspeise keine Wünsche offen. Die Nudeln sind al dente, die Creme ist nicht zu sahnig und an den aromatischen schwarzen Trüffeln wird auch nicht gespart. Eine gute Weinempfehlung gibt dazu der Restaurantchef: Der Riesling von Winning aus der Pfalz (7,20 Euro für 0,2 l) ist geschmeidig, mit einer dennoch zupackenden Säure. Spannend, überraschend und einfach nur lecker ist die gewählte Vorspeise des Drei-Gänge-Menüs (49 Euro): zur Foie Gras gesellt sich ein Sud aus grüner Paprika, abgerundet mit teils knusprigen Noten von Ananas und Apfelblütenkresse. Wunderbar auch hier die Etappe in der dreiteiligen Weinreise (20 Euro): die weiße Cuvée Evoe von Schnaitmann aus Fellbach versöhnt süß mit salzig.

Spannungsreiches Ziegenkäseeis

Tadellos ist auch das Wiener Kalbsschnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und Preiselbeeren (22 Euro). Der Hauptgang des Menüs, gebratene Bresse-Taube an Topinamburpüree und Pomelo, besticht durch das aromatische, zartrosa Fleisch und den intensiven Bratenjus – perfekt dazu der spanische Tempranillo. Nicht verpassen sollte man das Ziegenkäseeis an Karottenvariationen und das herrliche Zitronengras-Eis an Ananas-Chutney, die Feige-Chili- oder Joghurt-Mandarinen-Pralinen zum Abschluss. Die Qualität aus der Küche wird von einem unaufdringlichen, freundlichen und in Sachen Weinempfehlung hochkompetenten Restaurantleiter mit Team serviert. So kann es weitergehen!

Rose Kronenbergstraße 14, 74321 Bietigheim-Bissingen, www.hotel-rose.de. Geöffnet dienstags bis freitags 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr, samstags 18 bis 22 Uhr, sonntags 12 bis 14 Uhr, Montag Ruhetag.

Die Bewertung:

Küche: *****

Service: *****

Ambiente: ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.