Die Stadt prüft, ob das Tempo auf einer der verkehrlichen Hauptschlagadern im Stuttgarter Westen reduziert werden kann. Für die Bewohner rund um den Rosenberg- und Hölderlinplatzes würde das Viertel dadurch attraktiver werden.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Tempo 30 auf der Schwabstraße? Der Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksbeirat West klingt im ersten Moment verwegen. Tatsächlich aber fand sich jüngst im Bezirksbeirat West eine Mehrheit dafür, die Sache prüfen zu lassen: Die Verwaltung wird untersuchen, ob sich auf dem Straßenabschnitt zwischen Rosenberg- und Hölderlinplatz die Gefahrgeschwindigkeit reduzieren lässt ohne, dass ein Verkehrskollaps droht. „Wir sind jetzt lange genug 50 gefahren“, sagte SPD-Fraktionssprecherin Judith Zängle-Koch. „Jetzt können wir mal 30 ausprobieren. Wenn der Verkehr zusammenbricht, können wir auch wieder umstellen.“

 

Die SPD argumentiert, dass dadurch die Wohn- und Lebenssituation erheblich verbessert würde. Zudem erfülle man städtebauliche Aufgaben: Der Bereich ist im Zentrenkonzept der Stadt als D-Zentrum vermerkt, mit dem Auftrag, die Nahversorgung zu sichern und die bestehenden Betriebe und Geschäfte zu halten. „Auch hier kann sich die Reduzierung der Geschwindigkeit positiv auf den Einzelhandel auswirken“, heißt es im Antrag der SPD. Die Aufenthaltsqualität zwischen Rosenberg- und Hölderlinplatz würde gesteigert.

Im Bezirksbeirat findet die Idee großen Anklang

Nach Meinung der Genossen ist die Schwabstraße in dem hinteren Abschnitt nicht mehr jene „Haupterschließungsachse“, als die sie im Straßentypenplan klassifiziert ist. In den Plänen werde die Straße vom Schwabtunnel bis zum Hölderlinplatz durchgängig mit der gleichen Belastung und mit der gleichen Verkehrsfunktion dargestellt. Die SPD geht aber davon aus, dass zwischen Rosenberg- und Hölderlinplatz das Verkehrsaufkommen weit geringer ist als zwischen Rotebühl-, Bebel- und Rosenbergstraße. „Das hat dort nicht den Charakter einer Vorbehaltsstraße“, so Zängle-Koch. „Wir wollen doch die Lebensqualität im öffentlichen Raum verbessern, oder nicht?“ Auf dem Abschnitt verkehrten weder Busse noch Bahnen der SSB, die ein gewisses Tempo erforderten. Wozu also noch Tempo 50?, fragen die Genossen.

Im Bezirksbeirat fand die Idee, die Machbarkeit prüfen zu lassen, trotz mancher Skepsis breite Zustimmung. Nicht recht anfreunden mochte sich FDP-Stadtrat Helmut Reusch mit dem Vorschlag: „Der Verkehr muss flüssig bleiben. Tempo 30 auf so einem kurzen Abschnitt bringt doch nichts.“ Die CDU-Fraktion stellte sich auf den Standpunkt: Man kann es ja mal prüfen lassen und dann weitersehen.

Die SPD-Bezirksräte hatten den Antrag bereits 2011 gestellt und waren gebeten worden, ihn zurückzuziehen, um den Fraktionen mehr Gelegenheit zur internen Beratung zu geben. „Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo man dazu nicht mehr nein sagen kann“, meint Zängle-Koch. Das politische Klima sei heute günstiger für ihren Antrag als noch vor drei Jahren, die verkehrspolitischen Ziele klar: „Wir sind in den 1950er Jahren als autogerechte Stadt geplant und gestaltet worden. Das wollen wir jetzt sukzessive zurücknehmen.“