Der baulichen Veränderung folgt ein inhaltlicher Wandel. Am Wochenende ist die Wiedereröffnung.

S-West - Mit einem Festwochenende mit Konzert, Theateraufführung, Kinderprogramm und einem Gottesdienst mit Prälat Ulrich Mack feiert die evangelische Kirchengemeinde die Wiedereröffnung der Rosenbergkirche. Nach dem letzten Gottesdienst am 27. November 2010 hatte die Kirche ihre Pforten geschlossen. In dieser Zeit hat sich nicht nur das Gotteshaus baulich verändert. Auch inhaltlich hat sich die seit 2002 fusionierte Gedächtnis- und Rosenberggemeinde neu ausgerichtet.

 

Die 1956 erbaute Rosenbergkirche hat nach ihrem Umbau, der rund 2,4 Millionen Euro gekostet hat, nur noch 200 statt 800 Sitzplätze. Die ehemalige Empore ist nun ein heller Gemeindesaal, der mit einer gefalteten Wand vom Kirchenraum abgetrennt ist. Versetzte Scheiben wirken wie ein Kaleidoskop und geben die Sicht auf den Altar frei. Die Orgel wurde in der Zeit ausgebaut und gereinigt. Im alten Konfirmandenhaus wird künftig unten das Pfarrbüro sein, in dem vom nächsten Jahr an die neue geschäftsführende Pfarrerin Heidi Essig-Hinz anzutreffen ist. Hohe Fensterscheiben stehen auch dort sinnbildlich für die neue Offenheit.

„Die Kirche lag versteckt wie in einer Burg“

Außen führen von der Rosenbergstraße aus zwei Treppen zur Kirche. Früher war dort eine Mauer. „Die Kirche lag versteckt wie in einer Burg“, sagt der Kirchengemeinderat Joachim Weiler. „Jetzt ist sie offen und gut sichtbar – der Beginn der offenen Kirche.“ Parallel zu den Bauarbeiten in der Kirche unter der Leitung des Architekten Stefan Kamm hatten sich die Gemeindevertreter an einen Runden Tisch gesetzt und ein neues Konzept erarbeitet. Dieses hat zum Ziel, „die kirchliche Gemeinde in die weltliche zu öffnen und Impulse zu setzen“, sagt Weiler.

Das soll in Zukunft zum einen über das kleine Café geschehen, das im Vorraum zur Kirche zu finden ist. Zum anderen wird es ein Kulturprogramm sowie Kooperationen mit diversen Einrichtungen geben. Fest steht schon die Zusammenarbeit mit Dein Theater, das etwa vier Mal im Jahr Aufführungen in der Kirche plant und das Kulturprogramm mitgestaltet. Das Friedrich-Eugens-Gymnasium hat Interesse, die Kirche für Konzerte und Theateraufführungen zu nutzen. Generell soll die Jugendarbeit ein Schwerpunkt sein.

Der Umbau ist beendet, der kreative Prozess geht weiter

Bis ins letzte Detail formuliert haben die Beteiligten das Konzept aber bewusst noch nicht. „Die baulichen Veränderungen sind abgeschlossen und die Kirche bietet neues Potenzial“, sagt die Pfarrerin Christine Keim, „Nun können wir die inhaltlichen Ideen umsetzen.“ Der kreative Prozess sei noch lange nicht beendet. Ebenfalls weiter geht die Spendenaktion, die seit etwa einem Jahr läuft. Die Gedächtnis- und Rosenberggemeinde hat sich zum Ziel gesetzt, 200 000 Euro der Umbaukosten durch Spenden zu finanzieren. Ein Viertel der Summe ist schon zusammengekommen. Die Aktion soll noch zwei Jahre dauern.

Neben der Öffnung der Kirche und der Gemeinde nach außen in den Stadtbezirk hat die Kirchengemeinde mit dem Umbau auch ihre Absicht umgesetzt, die Gemeinde näher an die Kirche zu bringen. Das alte Gemeindehaus ist für etwa eine Million Euro an die GWG-Gruppe verkauft, die dort Wohnungen und eine Kita baut. „Die Kirche soll wieder ins Zentrum rücken“, sagt der Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich. Die Kirche reagiere auch auf die rückläufigen Mitgliederzahlen, die dazu führen, dass die Kirchengemeinde mehr Immobilien hat, als sie braucht. „Wir verkaufen aber keine Kirche“, so Stadtdekan Ehrlich.

Die Gedächtnis- und Rosenberggemeinde zählt momentan etwa 4500 Mitglieder. An der Gedächtniskirche mit 800 Sitzplätzen wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern. Dort wird sonntags auch weiterhin der morgendliche Gottesdienst stattfinden. In der Rosenbergkirche gibt es künftig immer sonntags um 17 Uhr einen Abendgottesdienst.