Oberbürgermeister Wolfgang Schuster will aus dem Nordbahnhofareal in Stuttgart ein Kultur- und Bildungsviertel machen.

Stuttgart - Wolfgang Schuster lässt nicht locker. Solange der Oberbürgermeister noch im Amt ist, möchte er seinen Einfluss nutzen und die Weichen stellen für die städtebauliche Neuordnung auf dem gesamten Rosensteinquartier. Was er damit meint, das hat Wolfgang Schuster am Dienstagabend in den Wagenhallen auf dem inneren Nordbahnhof vor 300 interessierten Bürgern erläutert: "Aus diesem Quartier hinter dem Pragfriedhof soll ein Schul- und Bildungsstandort werden, ein ,Bildungscampus', auf dem junge Leute auch wohnen können." Und die vielen Kreativen, die in den Wagenhallen arbeiten, seien mittendrin - genau am richtigen Platz, so der OB.

 

"Rosenstein - wir gestalten unsere Stadt von morgen." Unter diesem Motto hat der Oberbürgermeister eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, um den alten Stuttgart-21-Schlichterspruch von Heiner Geißler aus dem November 2010 in die Tat umzusetzen: "Die Grundstücke auf dem Rosenstein sollen in eine Stiftung eingebracht werden, um sie dauerhaft der Spekulation zu entziehen." So lautete damals der zentrale Satz - mittlerweile hat der OB Referenten aus Zürich, Hamburg, Utrecht und Wien geladen, auch den prominenten Philosophen Peter Sloterdijk, um der Antwort auf die Frage näherzukommen: Wie könnte aus dem Rosensteinviertel von 2019 an ein modellhaftes Stadtquartier des 21.Jahrhunderts werden?

"Die Wagenhallen sollen das kulturelle Zentrum bleiben."

Ehe am Dienstagabend der Kunstverein Wagenhallen sich und seine Aktivitäten, seine Pläne und auch seine Träume präsentieren durfte, gab der Oberbürgermeister zumindest einen Teil der Antwort selbst: "Die Wagenhallen sollen das kulturelle Zentrum bleiben." Darum herum lägen, mehr oder weniger nahe, die sanierte Werner-Siemens-Schule, die Kaufmännische Schule Nord, der Neubau der Neckar-Realschule, der Neubau für das berufliche Schulzentrum für Gesundheit, Pflege, Ernährung und Soziales, die Steinbeisschule für Bautechnik und die Rosensteinschule, eine Grund- und Werkrealschule. Deshalb sei er auch auf die Idee gekommen, die Duale Hochschule mit ihren 7000 Studenten nicht am Hegelplatz anzusiedeln, sondern auch am inneren Nordbahnhof; er plädiere dafür, alsbald einen Architektenwettbewerb auszuschreiben, um auch dieses Projekt voranzubringen.

Die Sprecher des Kunstvereins Wagenhallen, David Baur und Lukasz Lendzinski, äußersten zwar die Sorge, eines Tages zwischen all den geplanten Schulen räumlich eingeklemmt zu werden - gleichwohl sind sie der Stadt als Grundeigentümer und dem Schrotthändler Stephan Karle, der die Wagenhallen gepachtet hat, dankbar dafür, dass es ihr Kreativzentrum überhaupt gibt.

Kreative aus der ganzen Welt sollen sich Gedanken über das Rosensteinquartier machen

80 Mieter residieren in den Wagenhallen, darunter 70 Künstler der verschiedensten Richtungen. Die entwickeln vielfältige Aktivitäten und wollen sich unter dem Motto "Post21" am Planungsprozess aktiv beteiligen. Für ihr internationales Architekturprojekt "72 Stunden urbane Aktion Stuttgart", das im Juli 2012 stattfinden soll, benötigen sie 300.000 Euro - von der Stadt, von Gönnern und Sponsoren. 250 Kreative aus der ganzen Welt sollen dann drei Tage lang in Stuttgart zu Gast sein und sich Gedanken über das Rosensteinquartier machen. Ob diese Idee auf fruchtbaren Boden fällt, wird sich im Herbst zeigen, wenn der Gemeinderat über den Doppelhaushalt für 2012/13 befindet. Vieles spricht dafür, dass das gelingt.