Die allgemeine Steigerung der Baupreise macht rund die Hälfte der 44 Millionen Euro Mehrkosten beim Rosensteintunnel aus. Aber auch die geologischen Verhältnisse sind schwieriger als bisher angenommen.

Stuttgart - Das Projekt Rosenstein/Leuzetunnel, das aktuell größte laufende Bauvorhaben in Eigenregie der Stadt, wird wie berichtet um 44 Millionen Euro teurer als kalkuliert. Zu den Gründen für die Kostenexplosion hatte sich der zuständige Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) bisher bedeckt gehalten. In einer Vorlage für den Technischen Ausschuss des Gemeinderats, der sich in der übernächsten Woche mit dem Thema befassen muss, werden nun erstmals Einzelheiten und Ursachen für die Mehrausgaben genannt.

 

Demnach fallen allein durch Preissteigerungen bei der Vergabe von Bauleistungen 23,5 Millionen Euro zusätzlich an. Die Baufirmen hätten die „Erschwernisse durch das schwierige Bauen“ unter laufendem Verkehr sowie die Preise für Lohn und Material höher eingeschätzt, als das Tiefbauamt ursprünglich kalkuliert habe, heißt es in dem Papier, das der StZ vorliegt. Als weiterer Kostentreiber werden höhere Entsorgungskosten „aufgrund schwieriger Entsorgungsmöglichkeiten durch eine Vielzahl gleichzeitig laufender Großprojekte“ sowie aufwendige Gesteinsabdichtungen zum Schutz der Mineralquellen aufgeführt.

Stadt: Kostensteigerung liegt im üblichen Rahmen

Neben der Steigerung der Baupreise belasten demnach vor allem Mehrkosten für die notwendigen Umleitungen und deren technische Abwicklung den städtischen Haushalt. Das Tiefbauamt kalkuliert allein hier mit 5,8 Millionen Euro zusätzlich, um die Verkehrsbehinderungen auf den verkehrsreichen Bundesstraßen 10 und 14 „auf ein Minimum zu reduzieren“, wie es in der Vorlage heißt. Dazu gehört die Ertüchtigung der Signaltechnik, die wiederum auf die Integrierte Verkehrsleitzentrale abgestimmt werden muss. Weil wegen der zahlreichen Veranstaltungen im Neckarpark Vollsperrungen nur an wenigen Tagen möglich sind, komme es zu „Effizienzverlusten“ bei der Bauleistung. Im Klartext: die Arbeiten können nicht so zügig abgewickelt werden wie geplant.

Kontroversen im Gemeinderat dürften vor allem die Mehraufwendungen für die von der Stadt als „nicht vorhersehbar“ eingestuften geänderten geologischen Randbedingungen beim Bau des Tunnels verursachen. Denn dass der Rosensteintunnel durch schwieriges geologisches Terrain gegraben werden muss, war bereits lange vor Beginn der Bauarbeiten bekannt. Dem Tiefbauamt zufolge muss nun die Gründung des Betriebsgebäudes in der Poststraße sowie die Baugrubensicherung für die dritte Leuzetunnelröhre verstärkt werden. Nicht gänzlich überraschend sind auch jene 4,8 Millionen Euro, die durch nachträgliche Untersuchungen des Untergrunds auf Kampfmittel anfallen. Wie das Tiefbauamt selbst in der Vorlage einräumt, sei der gesamte Baubereich im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert worden. Die Erkundungsarbeiten müssten nun zum Schutz der Wilhelma- und Wasenbesucher „erheblich intensiviert“ werden, heißt es in dem Papier.

Die Erhöhung des Gesamtbudgets von bisher 231 auf nunmehr rund 275 Millionen Euro (plus 19 Prozent) ist für die Stadtverwaltung gleichwohl kein Grund zur Selbstkritik: Die Summe, so heißt es in der Vorlage für die Stadträte, bewege sich „im üblichen Rahmen bei der Durchführung von Großprojekten“.