Die Kritiker des Baus des Rosensteintunnels werfen der Stadt vor, wichtige Daten unter Verschluss zu halten. Für Feuerbach befürchten sie einen Anstieg des Verkehrsaufkommens.

Stuttgart - Die Schutzgemeinschaft Krailenshalde aus Zuffenhausen und der Landesnaturschutzverband haben den geplanten Bau des Rosensteintunnels scharf kritisiert. Die Gegner des Projekts werfen der Stadt vor, die Bürger mit falschen und unzureichenden Zahlen über die Verkehrsbelastung zu täuschen.

 

„Im Stadtbezirk Feuerbach wird der Verkehr durch den Tunnel zunehmen“, sagt Joseph Michl, Sprecher der Schutzgemeinschaft. Den Bürgern in diesem Stadtbezirk verspreche die Stadt aber seit Langem eine Entlastung. „Bis jetzt wird verschwiegen, dass es nach dem Tunnelbau vor zahlreichen Wohnhäusern an der Bludenzer, der Tunnel- und der Siemensstraße noch mehr Verkehr, Lärm und Schadstoffe gibt. Die Entlastung ist eine Mär“, so Michl. „Warum sonst hält die Stadt die Verkehrszahlen seit mehr als einem Jahr unter Verschluss?“ Schließlich beruhten bei einem Verkehrsprojekt alle Prognosen auf diesen Daten. „Bis ein vollständiges Verkehrsgutachten vorliegt, muss die Planung ausgesetzt werden“, fordert Michl.Nach Ansicht der Kritiker müsste der Autoverkehr in der Borsigstraße deutlich zunehmen, wenn – wie geplant – die B 295 den Verkehr aus der Tunnelstraße aufnehmen müsse. „Doch nach dem Bau des Rosensteintunnels gibt es in der Borsigstraße weniger Verkehr“, so Michl. Das gehe aus dem Schadstoffgutachten für das Tunnelprojekt hervor. „Die durchs Industriegebiet führende Straße wird entlastet, die Wohngebiete an der Bludenzer, der Stuttgarter, der Tunnel- und der Siemensstraße hingegen werden noch stärker belastet. Das ist das Gegenteil dessen, was sich die Bürger in Feuerbach wünschen.“ Wer dagegen klage, habe gute Chancen, glaubt Michl.

Schutzgemeinschaft kritisiert Angaben der Planer

Nach Ansicht der Schutzgemeinschaft, die sich seit Jahren intensiv mit Verkehrsfragen in den nördlichen Stadtbezirken befasst, sind auch andere Angaben der Planer widersprüchlich. Auf der oberen Pragstraße erhöhe der Tunnel die Verkehrsmenge täglich um 23 000 Fahrzeuge. „Es ist aber nicht erkennbar, woher diese kommen und wohin sie fahren“, bemängelt Michl. Angeblich tauchten auf der B 10/27 in Zuffenhausen nur noch 300 zusätzliche Autos auf.Für die Schutzgemeinschaft steht auch fest, dass die Stadt mit unrealistischen Verkehrszuwächsen arbeitet. So werde stets betont, dass die Pragstraße schon heute überlastet sei. In der Verkehrsprognose für 2020 ohne den Rosensteintunnel gehe das Rathaus aber davon aus, dass dort 20 Prozent mehr Verkehr fließe. Michl: „Durch diese unrealistische Prognose wird die Belastung unter- und die Entlastung durch denn Tunnel weit überschätzt.“