Die Stadt plant nach eigenen Angaben derzeit nicht, die Roßhaustraße in Degerloch auszubauen. Die Anwohner trauen dieser Ruhe allerdings nicht. Sie befürchten, dass ihr Kampf gegen den Ausbau noch nicht endgültig ausgefochten ist.

Degerloch - Siegesgesänge klingen anders. Susanne Fischer fürchtet nach wie vor, dass der Ausbau der Roßhaustraße zwischen Eiben- und Silberpappelweg irgendwann Realität wird. Sie hat im vergangenen Jahr gegen den Straßenbau gekämpft. Zwar ist der Bau einer 80 Meter langen Straße vorerst vom Tisch. „Die Verwaltung plant derzeit nicht, den Ausbau der Roßhaustraße voranzutreiben“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung von Stadtsprecher Sven Matis.

 

Susanne Fischer beruhigt diese Auskunft aber nicht. Sie verweist auf die Rechtslage. Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1938 erlaubt der Stadt, die Straße zu bauen. „Sie kann das in zwei Jahren tun oder in zehn“, sagt Susanne Fischer. Daniel Hartenstein vom Tiefbauamt erklärt, dass die Stadt den Ball jetzt bei den Degerlocher Bezirksbeiräten sieht. Sie sollen sich noch einmal mit dem Ausbau befassen. „Ihr Votum wäre dann das Signal, ob es in den kommenden Jahren weitergeht mit dem Projekt oder nicht“, sagt Hartenstein.

Immer wieder hatte die Anwohnerschaft in der Vergangenheit an die Degerlocher Bezirksbeiräte appelliert, sich gegen den Bau der Straße einzusetzen. Sie soll einen Weg ersetzen, der bisher als private Zufahrt genutzt wurde. Anfang 2014 hieß es von der Stadt, dass der Bau 2015 beginnen soll. Die Initiative aus der Nachbarschaft sammelte im vergangenen Jahr dann Unterschriften gegen den Bau und machte die Politik auf ihr Anliegen aufmerksam.

Sicherheit der Kinder sei in Gefahr

Der Ausbau beunruhigte Eltern aus der Nachbarschaft, weil sie die Sicherheit ihrer Kinder in Gefahr sahen. Diese seien gewohnt, auf der Zufahrt zu spielen, auf der künftig Autos unterwegs sein sollen, hieß es von Gegnern des Projekts. Die Anwohner fürchteten aber auch um ihre Lebensqualität. „Der Weg vor unserer Haustür ist ein Kleinod“, sagte damals Susanne Fischer.

Die Gegner des Projekts fanden im CDU-Stadtrat Joachim Rudolf im vergangenen Jahr einen Unterstützer. Er äußerte sich kritisch. Denn niemand aus der Bürgerschaft schien den Ausbau zu wollen. Nach Schätzungen der Stadt würde er Kosten von 90 000 Euro verursachen. Von einer Straße am Rande Degerlochs würden Rudolfs Ansicht nach nur Autofahrer profitieren, die sich zufällig dahin verirrt haben, merkte der CDU-Politiker Ende 2013 an.

Er hatte Anfang des vergangenen Jahres eine Anfrage der CDU-Gemeinderatsfraktion angeregt, in der nach dem Grund für den Ausbau der Roßhaustraße gefragt worden ist. Die Stadt beharrte damals auf ihrem Recht, die Straße zu bauen, Neben dem Verweis auf den Bebauungsplan aus dem Jahr 1938 nannte sie keine Argumente, die für die neue Straße sprachen.

Mit dem Geld lieber andere Straßen sanieren

Die Erweiterungsgegner warfen der Stadtverwaltung vor, dass es diese Argumente schlichtweg nicht gebe. „Es scheint, als würde die Stadt überall neue Straßen bauen, wo sie das Recht dazu hat“, sagte Susanne Fischer bei einer Sitzung der Bezirksbeiräte vor rund einem Jahr. Das dafür eingesetzte Geld solle doch lieber in den Erhalt der Straßen investiert werden, merkte sie an.

Susanne Fischer vermutet nun, dass der Druck der Bürger letztlich gewirkt hat. „Die Stadt hat ein Einsehen gehabt“, sagt sie. Dennoch bleibe der Wille der Stadt, früher oder später die umstrittene Straße zu bauen, sagt Fischer. Sie habe keine Hoffnung, dass der Gemeinderat den bestehenden Bebauungsplan ändern wird. Wichtig sei es deshalb, im Fall der Fälle wieder Widerstand zu organisieren. „Wir werden die Ohren offenhalten und wieder aktiv werden, wenn es nötig ist“, sagt Susanne Fischer.