Nach einem Unfall fordern Anwohner mehr Überwachung. Es bleibt jedoch bei einzelnen Anlagen. Zurzeit stehen in Stuttgart vier stationäre Rotlichtblitzer.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - An Klarheit ist die Verkehrsregel eigentlich nicht zu überbieten: Rotes Licht an der Ampel bedeutet, dass der Fahrer anhalten muss. „Aber diese Signalwirkung scheint bei immer weniger Verkehrsteilnehmern präsent zu sein“, sagt Joachim Elser, der Chef der städtischen Verkehrsüberwachung. Das ist am Wochenende wieder zu beobachten gewesen, als ein Autofahrer trotz roter Ampel auf der Hauptstätter Straße durchstartete und zwei Fußgängerinnen leicht verletzte.

 

Umso bedauerlicher findet Elser es, dass ein Projekt, an dem seine Behörde seit Jahren gearbeitet hat, nun nicht kommen wird: Die Stuttgarter Verkehrsüberwachung sollte eine mobile Rotlichtüberwachungsanlage bekommen. Ein kompliziertes System dafür hat die Stadt sogar schon in einen Wagen einbauen lassen. „Aber wir müssen das aufgeben, die ersten Praxistests haben gezeigt, dass es leider für unsere Zwecke nicht geeignet ist“, sagt Joachim Elser. Details, warum es nicht klappte, könne er nicht nennen. Zurzeit laufe noch die Rückabwicklung mit der Herstellerfirma des Systems.

Anwohnerin beschreibt viele gefährliche Situationen

Also bleibt eine Forderung einer Anwohnerin, die in der Nähe der Unfallstelle vom Wochenende wohnt, ungehört. Sie wünsche sich, dass am Fußgängerüberweg über die Hauptstätter Straße auf Höhe der Sophienstraße kontrolliert würde, ob die Autofahrer hier vorschriftsgemäß anhalten oder nicht. „Dass das am Wochenende der erste Unfall war, wundert mich. Man kann hier täglich beobachten, wie die Autofahrer Gas geben, auch wenn die Ampel schon Rot zeigt“, sagt die 71-jährige Stuttgarterin.

Am Samstagabend soll ein Autofahrer an dieser Stelle auf dem linken Fahrstreifen an einem bereits stehenden Auto vorbeigefahren sein und zwei Fußgängerinnen erfasst haben. Sie wurden leicht verletzt. Der Autofahrer beging Unfallflucht. Da aufmerksame Zeugen das Kennzeichen notierten und Fotos mit ihren Mobiltelefonen machten, konnte die Polizei den Mann ausfindig machen. Der 56-jährige soll alkoholisiert gewesen sein, als die Polizei ihn an seiner Wohnadresse in Leonberg aufsuchte.

Stationäre Anlagen kommen nur an Unfallschwerpunkte

„Wir können leider nicht überall in der Stadt Blitzer an Ampeln aufstellen“, sagt Elser. Das sei nur dann möglich, wenn eine Stelle klar als Unfallschwerpunkt zu erkennen sei. Wo in der Stadt solche Schwerpunkte sind und was man alles tun kann – Blitzer oder Umbauten –, das erörtere die regelmäßig tagende Verkehrskommission der Stadt. An diesen Sitzungen nehmen die Verkehrspolizei, das Tiefbauamt, Vertreter des Amts für öffentliche Ordnung und der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) teil. Weder bei der Stadt noch bei der Polizei wird der Überweg, an dem der Unfall am Samstag geschah, bislang als besonders auffällige Stelle geführt.

Stationäre Rotlichtblitzer stehen gerade mal an vier Ampeln in der Stadt: In der Hauptstätter Straße auf Höhe der Cottastraße, in der Waiblinger Straße auf Höhe der Taubenheimstraße (Bad Cannstatt), in der Talstraße und der Metzstraße (beide in Stuttgart Ost). All diese Stellen seien früher durch viele Unfälle aufgefallen, sagt Elser.

Nun ist es nicht so, dass nur an diesen Ampeln die Disziplin der Verkehrsteilnehmer kontrolliert wird. Im übrigen Stadtgebiet übernimmt das die Polizei. „Wir machen das überall, da hat die Verkehrspolizei keine definierten Schwerpunkte“, sagt der Polizeisprecher Jens Lauer. Schließlich sei das Weiterfahren trotz roter Ampel etwas, was in erster Linie mit der Einstellung und dem Verhalten der Autofahrer zu tun habe und nichts mit den örtlichen Gegebenheiten. Dass die Disziplin der Verkehrsteilnehmer nachlasse, bestätigt die Polizei ebenfalls. Im Jahr 2014 haben die Beamten der Verkehrsüberwachung knapp 2000 Verstöße an roten Ampeln festgestellt. „Das waren aber nicht nur Autofahrer, etwa zehn Prozent davon sind Radfahrer gewesen“, erläutert der Polizeisprecher. Bei den Zahlen der städtischen Verkehrsüberwachung (siehe Infokasten) fällt auf, dass die meisten registrierten Verstöße die Verkehrssünder den Führerschein kosten.