Anders als die meisten Royal Ladys der vergangenen Jahrzehnte, scheint die Herzogin von Cambridge nie ihr Privatleben mit ihrem Beruf zu vermischen oder zu verwechseln. Damit gleicht sie als Einzige in der Royal Family der Queen.

Stuttgart - Der britische Hof hat am Montag zum 88. Geburtstag von Königin Elizabeth II. ein Foto herausgegeben: eine gut gelaunte alte Dame mit Perlenkette blickt uns an, zufrieden mit sich, Familie und Empire. Als vierfache Mutter, Großmutter von acht und Urgroßmutter von vier Kindern, hat Elizabeth den Fortbestand der Dynastie gesichert – bis in die überübernächste Generation. Das ist die vornehmste Aufgabe einer Königin. In diesem Sinne war auch Prinzessin Diana erfolgreich. Sie hat einen künftigen König geboren – William – und eine Versicherung für Eventualitäten – Harry.

 

Nun sind die weiblichen Angehörigen des englischen Königshauses – anders als zu Zeiten Heinrichs XII. – heute nicht nur Mütter kommender Herrscher, sondern auch Rollenmodelle und Traumbilder für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Dianas Rolle als Vorstandsmitglied der Firma Windsor war bekanntlich anders geplant, als sie dann mit Scheidung, dem öffentlichem Waschen von schmutziger Wäsche und ihrem tragischem Tod in Paris endete. Ähnlich legten auch die meisten anderen Frauen des Hauses Windsor nach guter Premiere auf Dauer eine lahme Vorstellung hin.

Unstandesgemäße Liebesgeschichten

Prinzessin Margaret, als jüngere Schwester der Queen bis zu Charles’ Geburt die Nummer zwei in der Thronfolge, war in den fünfziger Jahren eine bewunderte, strahlend schöne Frau der Gesellschaft, die an die junge Liz Taylor erinnerte. Wenige Jahre nach ihrer unstandesgemäßen Heirat mit dem Fotografen Antony Armstrong-Jones war sie für die Öffentlichkeit nur noch der kettenrauchende königliche Unglücksrabe. Auch Prinzessin Anne, die 1950 geborene einzige Tochter Elizabeths, hatte vielversprechend angefangen. Zwar setzte auch sie sich in den Kopf, einen Bürgerlichen zu heiraten, aber die Eheschließung mit Mark Phillips 1973 war eine mediale Traumhochzeit. Dass die junge Frau 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal in der britischen Reiter-Equipe war, trug ebenfalls zum Ruhm der Royals bei. Danach aber: Ehekrise, Wiederverheiratung und seit vielen Jahren redliche Mitarbeit am Hofe. Ungewöhnlich wirkt allenfalls noch Ehrenoberst Annes Vorliebe für Uniformen.

Die traurige Geschichte von Diana muss nicht erzählt werden. War die Princess of Wales in den achtziger Jahren die erste Sopranistin, so kam ihrer Schwägerin Sarah die Rolle der Soubrette zu. Als komische, ein bisschen ordinäre Kontrastnummer zur unschuldigen Braut und jungen Mutter Diana, kam die Ehefrau des Herzogs von York gerade noch so durch. Später war Sarah – vom Boulevard vertraulich „Fergie“ gerufen – den Windsors lange Zeit vor allem peinlich. Peinlich war dem Hof am Anfang auch die Beziehung des verwitweten Thronfolgers zu Camilla Parker Bowles. Man hat das heute schon fast vergessen, weil die nach ihrer Hochzeit mit Charles zur Herzogin von Cornwall erhobene Camilla sich geräuschlos ins königliche Team eingeordnet hat. In diesem Sinne ist es eine Erfolgsgeschichte – wenn auch nach denkbar lausigem Start.

Glaubhaft in der Königinnenrolle

Die Queen aber hat von Anfang fast alles richtig gemacht. Schaut man sich eine Filmbotschaft der noch jungen Thronfolgerin an ihre künftigen Untertanen an, bemerkt man schon dieselbe Mischung aus Würde und Freundlichkeit, die die 88-Jährige auszeichnet. Aus diesem Stoff werden Königinnen gemacht. Die Ehefrau ihres Enkels William scheint einen ähnlichen Charakter zu haben. Zwar wird Kate nie eine regierende Herrscherin sein, sondern nur die Gemahlin des Souveräns. Anders als die meisten Royal Ladys der vergangenen Jahrzehnte, scheint die Herzogin von Cambridge nie ihr Privatleben mit ihrem Beruf zu vermischen oder zu verwechseln. Es ist bemerkenswert, dass es eine Frau mit dem Arbeitsethos der Mittelschicht braucht, um die Königinnenrolle glaubhaft auszufüllen.

Aber damit eilt man der Geschichte voraus. Falls Elizabeth, was als unwahrscheinlich betrachtet wird, an ihrem 90. Geburtstag zu Gunsten ihres Sohnes abdankt und Charles dereinst dasselbe tut, dann würde William seiner Catherine, die dann womöglich schon Großmutter ist, erst im Jahre 2038 die Krone aufsetzen.