Thomas Wasik hat bei der neuen RTL-Kuppelshow „Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies“ mitgemacht – im Rückblick eine „surreale“ Erfahrung, wie der 27-Jährige TV-Moderator und Schauspieler erzählt.

Stuttgart - Man hätte gerne sein Gesicht gesehen, als ihm die Redakteurin von RTL reinen Wein beim Casting einschenkte. Er hatte sich ja nichts dabei gedacht, als er sich als Kandidat für ein neues Format beworben hatte.

 

Das Angebot im Internet klang vielversprechend. „Dating im Paradies.“ TV-Sender sucht Kandidaten für neue Show. Eine Woche in der Südsee, Tête-à-Tête mit einer Unbekannten auf einer einsamen Insel. Kost, Logis, alles inklusive. Allerdings, aber das will Thomas Wasik erst in einem Telefonat erfahren haben, habe die Sache einen Haken. Er müsse nämlich nackt vor die Kamera. Das sei der Clou an diesem Format, ein echter Quotenrenner in Holland und in den USA. Deshalb heiße die Show auch „Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies“. Die Singles begegneten sich zum ersten Mal so, wie Gott sie geschaffen habe. Unbekleidet. Und die Kamera sei immer dabei, sogar nachts.

Thomas Wasik sagt, wäre er Banker von Beruf, hätte er spätestens jetzt einen Rückzieher gemacht. Doch auch so sei er ins Grübeln geraten. Der 27-Jährige ist TV-Moderator und Schauspieler, er hat schon zahlreiche Episodenrollen gespielt, im „Tatort“, in der Sitcom „Pastewka“ oder in der Daily Soap „Unter uns.“ Auf seiner Homepage kann man das nachlesen. Von einem Auftritt bei RTL steht da nichts. Der Sender hat ihn in der Show als „Berufsberater“ ausgegeben. „Ist der Berufsberater nur ein FKK-Fake?“, fragte die „Bild“-Zeitung daraufhin in gespielter Empörung. Und berührte damit einen wunden Punkt.

Dialoge wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film

Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass Datingformate wie „Bauer sucht Frau“ oder „Der Bachelor“ mit Drehbuchautoren arbeiten. Die Produktionsfirmen bestreiten das zwar, sie geben sich aber immer weniger Mühe, das zu kaschieren. Den traurigen Höhepunkt dieses Trends erlebte man neulich in der RTL-Datingshow „Die Bachelorette“. Unter zwanzig Bewerbern suchte sich die Hauptdarstellerin in einer Villa an der portugiesischen Atlantikküste einen Mann aus. Auch sie war eine Schauspielerin. Das macht vieles leichter, wenn es darum geht, Texte wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film fehlerfrei abzuspulen. Anna Christiana Hofbauer erledigte diesen Job so souverän, dass sogar Laien den Fake durchschauten. Zuschauer beklagten sich im Internet über den Schwindel. Die Quoten blieben unter Senderschnitt.

Und nun also seit Ende August „Adam sucht Eva“, mit Thomas Wasik als Adam in der Auftaktfolge. Dasselbe Problem. „Cool“ und „sympathisch“ sei er herübergekommen, glaubt der Kölner. Dieses Feedback habe er von Freunden und Auftraggebern bekommen. Sogar die Neuntklässler, die er nebenberuflich für Bewerbungsgespräche coacht, hätten den Daumen gereckt. Man selber hat ihn anders in Erinnerung. Tag eins im Paradies: ein weißer Traumstrand, ein Adonis mit Sixpack, 1,90 Meter, 84 Kilo, braune Augen, der wie versteinert da steht, als Ricarda, eine Medizinstudentin, auf ihn zuläuft. Auch sie nackt.

Völlig surreal sei das Szenario gewesen, sagt er heute. Für einen Moment habe er sich gefragt: „Was mache ich hier eigentlich?!“ Von dieser Befangenheit lebt diese Show. Er sagt: „Man versucht, sich respektvoll und vorsichtig zu behandeln. Man kategorisiert sich nicht gleich nach Klamotten. Das ist so ursprünglich und pur, dass Du das Wesen des anderen Menschen erkennst. Und äh, ja, die Aura und die Schwingungen, die dann entstehen.“ Leider sind es nur kurze Momente. Sie tragen keine 45 Minuten. Und die Produzenten rauben ihnen den Zauber mit Dialogen, die so hölzern sind, dass sich jedem Schauspieler die Nackenhaare aufstellen müssten. Der Moment, in dem wie aus dem Nichts ein zweiter Adam namens Riccardo auftaucht, ist so ein Beispiel.

Thomas: „Was machst Du jetzt hier genau?“

Riccardo: „Ich suche Eva.“

Thomas: „Ja, geht ja nicht. Ist ja meine Eva!“

Alles nur gefaked?

Alles nur gefaked? Thomas Wasik widerspricht. „Der Eindruck kann schon entstehen, weil die Bilder aus vier Tagen Drehzeit verdichtet wurden auf 45 Minuten. Aber es ging tatsächlich nichts nach Drehbuch. Null. Das war fucking reality. Es war wie ein Leben in einer Postkarte.“ Seine Stimme hat jetzt denselben nostalgisch-verklärten Ton, der einen schon in der Soap genervt hat. Aber was soll er auch sagen? Das Interview mit der Stuttgarter Zeitung ist ein Telefoninterview, eine RTL-Sprecherin hört die ganze Zeit mit.

Und so kolportiert Thomas Wasik die Mär, er und Ricarda hätten die Insel zwar als Paar verlassen. Es sei ihnen aber nicht gelungen, „die paradiesische Stimmung mit den Alltag zu übernehmen.“ Bleibt die Frage, warum er, der Medienprofi, sich überhaupt auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Am Honorar hat es wohl nicht gelegen. Nur knapp über tausend Euro soll RTL den Kandidaten gezahlt haben, berichtet „Bild“. Thomas Wasik schwärmt dann von der Quote, den zwei Millionen Zuschauern. Und redet von seinem eigenen Videokanal auf Youtube. Infotainment, Lebensberatung, Musik. Er sagt: „Mir ist es wichtig, Reichweite zu bekommen.“

Termin RTL zeigt am Donnerstag, 25. September, die letzten beiden Folgen von „Adam und Eva“ um 22.00 und 23.05 Uhr