Die US-amerikanische Luftabwehr NORAD bietet einen besonderen Service: Sie überwacht den Flug des Weihnachtsmannes. Das bringt den StZ-Kolumnisten Peter Glaser zur Frage, wie die Logistik der Geschenke genau funktioniert.

Stuttgart - Im Dezember 1955 schaltete das Kaufhaus Sears in Colorado Springs eine Zeitungsanzeige, in der Kinder aufgefordert wurden, eine Telefonnummer anzurufen, um mit dem Weihnachtsmann persönlich zu sprechen. Irrtümlich wurde eine Ziffer falsch gedruckt. Die Nummer existierte, aber sie stand in keinem öffentlichen Telefonbuch. Die Kinder, die am Weihnachtsabend 1955 unter der Nummer anriefen, hatten statt des Weihnachtsmanns den Befehlshaber des NORAD-Vorläufers CONAD, Colonel Harry Shoup, am Telefon. NORAD – das North American Aerospace Defense Command – ist die Leitstelle für die Frühwarnsysteme der nordamerikanischen und kanadischen Luftverteidigung, die vor anfliegenden Atomraketen warnen sollen. Colonel Shoup erfasste schnell, was passiert war. Er ließ seine Leute an den Radarschirmen Ausschau halten, ob der Weihnachtsmann sich schon vom Nordpol aus auf den Weg gemacht hatte. Die Kinder, die anriefen, wurden mit dessen aktueller Position versorgt.

 

Kritiker unterstellen, dass der Weihnachtsmann, um am Weihnachtsabend sämtliche Geschenke an sämtliche Kinder zuzustellen, mit einer Geschwindigkeit unterwegs sein müsste, bei der er durch die Luftreibungshitze verdampfen würde. Physiker sind der Ansicht, dass der Weihnachtsmann mit einem sogenannten Ionen-Schild aus geladenen Teilchen operiert. Sie werden durch ein Magnetfeld zusammengehalten, das seinen Schlitten umgibt, und weisen die Hitze ab. Theoretische Physiker weisen darauf hin, dass der Weihnachtsmann möglicherweise gar nicht durch unser vierdimensionales Kontinuum reist. Die aktuelle Theorie über den Zustand des Universums erlaubt bis zu 26 Dimensionen, und je mehr Dimensionen, desto schneller lassen sich Geschenke verteilen.

In Sachen Datenschutz sieht es schlecht aus

Es gibt inzwischen mehr Menschen als jemals zuvor und also auch viel mehr brave Kinder, dadurch auch viel mehr Geschenke und dadurch wiederum viel mehr Luftwiderstand, den der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten zu überwinden hat, und eine Menge mehr an Reibungswärme, die dadurch entsteht. Klimaforscher vermuten, dass die Erwärmung über den Polkappen mit dieser zusätzlich abgestrahlten Hitze zu tun hat.

Woher weiß der Weihnachtsmann eigentlich, wie brav ein Kind war? Neurologen nehmen an, dass sich auf der Basis elektrostatisch aufgeladener Kinderwinterwollmützchen die Gehirnaktivitäten, also die durch Gedanken verursachten magnetischen Ströme lesen lassen. Diese Informationen werden an die Geweihe von Rudolph und der anderen Rentiere weitergeleitet, die wie eine empfindliche Antennenanlage funktionieren. Was den Datenschutz angeht, steht der Weihnachtsmann allerdings nicht gut da.

Zu Weihnachten haben die NORAD-Leute nunmehr neben Interkontinentalraketen und Weltraumschrott auch den Weg des Weihnachtsmanns im Blick (Inzwischen gibt es eine eigene Website: www.noradsanta.org). Nach Auskunft der „Tracking Santa”-Experten glüht die rote Nase von Rentier Rudolph so stark, dass die Detektoren von Infrarot-Satelliten sie problemlos erfassen können. Zur visuellen Bestätigung werden im hohen Norden zwei mit Digitalkameras und Scannern ausgerüstete CF-18-Jets eingesetzt. Sie müssen verifizieren, dass es sich bei dem jeweils erfassten Objekt um den Weihnachtsmann handelt. Die Piloten sind jedes Mal aufs Neue erstaunt, einen dicken, rotgewandeten Mann in einem offenen Schlitten zu sehen, der ihnen mitten aus einem Schneesturm heraus zuwinkt.