Für die Bergung von Erdwärmesonden, deren mangelhaft abgedichtete Bohrlöcher zu Hebungen des Bodens führen, scheint es jetzt eine technische Lösung zu geben. In Rudersberg-Zumhof ist jetzt erstmals eine Erdwärmesonde erfolgreich komplett aus dem Boden entfernt worden.

Rudersberg - Sie sehen schmutzig und unscheinbar aus, die Teile der Erdwärmesonde aus dem Boden unter der Rudersberger Ortschaft Zumhof. Ein korkenzieherartig verbogenes Eisengestänge sowie Schläuche und Teile des Gesteins aus gut 60 Metern Tiefe liegen da. Sie sollen beweisen, dass geklappt hat, was das Waiblinger Landratamt vor einigen Wochen als „technisches Neuland“ bezeichnet hat.

 

Der schräg im Boden verlaufende Schlauch der Erdwärmesonde ist geborgen worden, das Bohrloch wurde danach mit Ton abgedichtet, sodass künftig kein Wasser in den quellfähigen Anhydrit in der Tiefe mehr eindringen können soll. „Ich bin mir sicher, dass wir das Loch zu hundert Prozent abgedichtet haben“, sagt Heinz Burkhardt, der Seniorchef der gleichnamigen Bohrfirma, welcher dieses Unterfangen jetzt offenkundig geglückt ist.

Es sei eine spannende Herausforderung gewesen, berichtete Burkhardt an der Baustelle stellvertretend für seinen Sohn Frank, der die Arbeiten angeleitet hatte. Die Kunst sei gewesen, die Stahlseile, welche im Untergrund die Richtung der Sondenschläuche vorgeben, beim Bohren nicht abzutrennen. Mehrmals mussten die Hilfsrohre ausgewechselt werden. In rund 20 Metern Tiefe gelang es dann, die Sondenschläuche komplett aus dem Boden zu ziehen. Trotzdem arbeitete sich der Meißel bis auf 57 Meter Tiefe vor. Man habe sicher gehen wollen, dass wirklich nichts im Boden zurückbleibe, sagt Heinz Burkhardt. Mit Ton sei das Loch inzwischen komplett abgedichtet worden.

Im Waiblinger Landratsamt ist man froh, dass man nicht das letzte Mittel zum Ziehen der Sonde wählen musste. Dies wäre gewesen, einen Schacht mit vier Metern Durchmesser in die Tiefe zu treiben, was nur ein ferngesteuerter Miniaturbagger vermocht hätte. Aber auch so sind es inzwischen mehrere hunderttausend Euro, welche die bisher drei Bohrungen in der Ortschaft gekostet haben. Die Geschwindigkeit der Hebung habe sich seit dem Herbst verlangsamt, erklärte der stellvertretende Landrat Bernd Friedrich. Um mit Sicherheit sagen zu können, dass sich dies fortsetze, müsse man „noch etwas warten“.

Auch der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann, der den Fortgang der Arbeiten bisher kritisch beobachtet hatte, war gestern voll des Lobes über den Erfolg. Die Bohrfirma habe technisches Neuland betreten. „Operation gelungen, Patient muss nun beobachtet werden“, fasste Kaufmann zusammen. Der Rathauschef kündigte an, zusammen mit Landrat Johannes Fuchs einen Brief an den Ministerpräsidenten Wilfried Kretschmann schreiben zu wollen. Darin wolle man für die Geschädigten im Zumhof eine Entschädigung anregen, wie sie bereits für die Betroffenen der Geothermieschäden in Staufen im Breisgau bezahlt worden sei.

Außergewöhnlich war gestern, dass der Bauunternehmer Reinhard Pfeil ebenfalls vor Ort war. Seine Firma war es gewesen, welche in den Jahren 2007 und 2008 im Ort Zumhof die rund 20 Löcher für Erdwärmesonden gebohrt hatte, von denen einige durch mangelhafte Abdichtung die Hebung verursacht hatten. Pfeil beschrieb die vergangenen Monate als Zeit der stark wechselnden Gefühle. Er habe mit seinen Hinweise mithelfen wollen, den Schaden zu beheben. Von seinen Bohrgerätschaften wolle er sich nun trennen, sagte der Unternehmer. Wegen der mittlerweile strengeren Vorschriften lohne sich der Geschäftszweig im Rems-Murr-Kreis nicht mehr.