Hohe Mieten, sinkende Nachfrage: LBBW und BayernLB ziehen die Konsequenzen – sie schließen das German Centre in Neu-Delhi. Wie reagiert die Landesregierung?

Stuttgart - Am 18. Oktober geht das Licht aus: Das German Centre in Indien schließt seine Pforten. Entsprechende Informationen der Stuttgarter Zeitung bestätigte ein Sprecher der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dies hätten die Gremien von LBBW und BayernLB beschlossen. Die beiden Landesbanken betreiben das „German Centre Delhi. Gurgaon“ seit dem Jahr 2008 als Joint Venture. Das Gebäude liegt in Gurgaon nahe der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

 

Wesentlicher Grund für die Entscheidung sei die anstehende Verlängerung des Mietvertrags mit dem Gebäudevermieter DLF, sagte der LBBW-Sprecher. Eine „signifikante, gleichwohl marktgerechte Preissteigerung“ stünde ins Haus. „Die vollumfängliche Weiterverrechnung der Preissteigerung an unsere Mieter halten wir jedoch nicht für vertretbar.“ Zudem werde das German Centre von deutschen Unternehmen immer weniger nachgefragt, da „diese sich zwischen einer Vielzahl von Standorten mit unterschiedlichen Branchenclustern entscheiden können“. Allerdings verlief schon der Start des German Centre eher stockend. Ein Jahr nach der Einweihung 2008 hatten sich dort gerade einmal sieben Firmen eingefunden, Platz gibt es für etwa 50 Firmen-Dependancen. Die jüngste Mieterliste weist 41 Firmen aus. Büros gibt es schon ab einer Fläche von 27 Quadratmetern.

Suche nach neuen Märkten abseits der USA

German Centres gibt auch in Jakarta, Mexiko-Stadt, Moskau, Peking, Shanghai, Singapur und Taicang. Dahinter steckt die Idee, vor allem mittelständischen Unternehmen den Markteintritt auf fremdem und schwierigem Terrain zu erleichtern. Sie können unkompliziert einen oder mehrere Räume anmieten und auf eine gemeinsame Büroinfrastruktur sowie Beratungsdienstleistungen zurückgreifen. Für die Landesregierung ist die Schließung des German Centre kein schönes Signal. Ministerpräsident Winfried Kretschmann war erst Ende Januar mit einer großen Delegation nach Indien gereist, wo er die Städte Pune, Mumbai sowie Bangalore besuchte. Die Reise stand ganz im Banne der protektionistischen Wende nach der Präsidentenwahl in den USA. „Wenn Donald Trump tatsächlich auf Protektionismus macht“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Pune, „müssen wir uns geografisch diversifizieren.“ Stuttgarts OB Fritz Kuhn assistierte: „Ich glaube, dass der Protektionismus von Trump dazu führt, dass die europäische Wirtschaft ihre Aktivitäten in Asien verstärkt.“ Ein Sprecher des Staatsministeriums sagte, Baden-Württemberg konzentriere sich auf seine indischen Partner wie den Bundesstaat Maharashtra mit der Stuttgarter Partnerstadt Mumbai oder die Stadt Pune, die mit Karlsruhe zusammenarbeitet. In der Delegation Kretschmanns waren die Verhältnisse in Indien als insgesamt nicht ganz einfach bewertet worden.