Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)
Als die Projektgesellschaft im Frühjahr bis zu zwei Jahre Verzug einräumte, hieß es, bis Ende des Jahre stehe fest, wie viel davon und durch welche Maßnahmen aufzuholen sei. Liegen schon Erkenntnisse vor?
Wir entwickeln derzeit Gegenmaßnahmen mit einem dreistelligen Millionenvolumen. Die werden wir nun auch im Aufsichtsrat präsentieren. Und am Bahnhof, wo 24 Monate Verzug aufgelaufen sind, werden wir voraussichtlich ein Jahr einholen können.
Das heißt: Inbetriebnahme im Jahr 2022?
Wir halten am Termin 2021 fest, damit alle hart an diesem Ziel arbeiten. Aber das Risiko, ein Jahr später fertig zu werden, bleibt.
Auf der Neubaustrecke läuft es besser?
Da liegen wir fast zehn Prozent unter dem Finanzierungsrahmen von 3,26 Milliarden Euro. Und wenn man sieht, wie neulich in Ulm der Tunneldurchstich gefeiert wurde, bereitet mir das viel Freude.
Schauen wir mal, wie das am 19. Dezember wird, wenn die Bahn den aus Cannstatt kommenden Tunnel durchsticht.
In Stuttgart haben wir ja in der Bevölkerung weiterhin hohe Zustimmungswerte. Was mich geärgert hat, ist, dass die Darstellung des Bundesrechnungshofes in unnötiger Weise Verunsicherung geschürt hat. Doch Hoffnungen unserer Kritiker, das Projekt sei noch aufzuhalten, sind einfach unrealistisch.
Auf der Neubaustrecke bremsen nun auch geschützte Eidechsen den Baufortschritt. Wird Artenschutz überbetont?
Wir geben pro Jahr in ganz Deutschland allein für den Artenschutz 150 Millionen Euro aus. Ich komme vom Bauernhof. Ich habe wirklich viel übrig für Natur und Artenschutz. Nur man kann’s auch übertreiben. Wir müssen an der Strecke jetzt noch 400 Eidechsen umsiedeln. Für 150 haben wir Ersatzflächen gefunden. Aber für eine Eidechse benötigen wir eine Fläche von 150 Quadratmetern.
Volker Kefers Tage im DB-Vorstand sind gezählt. Wird nach seinem Abgang S 21 zur Chefsache oder übernimmt Herr Pofalla?
Am 14. Dezember wird unser Aufsichtsrat dazu sicherlich eine gute Entscheidung treffen.