Ausrangierte MIG-Jagdflieger aus Russland erweisen sich für Serbien als teures Geschenk.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Die Übergabe war medienwirksam inszeniert. Verzückt lächelnd hatte sich Serbiens damaliger Premier Aleksandar Vucic im Dezember letzten Jahres mitten im Wahlkampf in einem Hangar im fernen Moskau in das enge Cockpit eines betagten MiG-Jagdflugzeugs gezwängt. „Stolz und glücklich“ sei er über die russische Rüstungshilfe von sechs ausrangierten MIG-29-Jägern, verkündete Vucic. Den mit Moskau ausgehandelten Preis von 185 Millionen Euro für die Modernisierung der „flugfähigen und ausgezeichneten“ Jets feierte Serbiens erster Mann als „außerordentlich günstig“.

 

Das Alteisen gewinnbringend entsorgt

Tatsächlich wusch eine Freundeshand die andere. Moskau entsorgte gewinnbringend sein Alteisen. Gleichzeitig konnte Vucic, der sich damals im Wahlkampf für das Präsidentenamt befand, bei seinen Wählern punkten. Vucic gewann im April wie erwartet die Abstimmung. Doch von den 1989 gefertigten und 2013 eingemotteten Flugoldtimern aus Russland war hernach in Serbien lange nichts mehr zu sehen oder zu hören.

Der Kurierdienst der Post habe die MIG-Kampfflugzeuge offenbar verschlampt, ätzte im Sommer bereits höhnisch das satirische Webportal „Njuz.net“. Erst Anfang Oktober machte sich Verteidigungsminister Aleksandar Vulin endlich zum feierlichen Empfang des Moskauer Geschenks zum serbischen Militärflughafen Batajnica auf.

Die Jets bleiben am Boden

Die MIGs flogen in der Abenddämmerung allerdings nicht wie von der Öffentlichkeit eigentlich erwartet im Formationsflug, sondern in Kisten verpackt an Bord eines Transportflugzeugs ein. Auch die Nachricht, dass Serbiens Luftwaffe noch gar nicht über genügend Piloten für die neuen Flugzeuge verfüge, konnte die Ministerfreude über das zerlegte Geschenk kaum trüben. Der Ankündigung, dass der neue Stolz der Luftwaffe nach seiner Montage bald der Öffentlichkeit gezeigt werden sollte, folgte indes die Kunde, dass einer der Bausätze „zur Überholung“ bereits wieder zurück in die russische Heimat befördert worden sei.

Die Ersatzteile gehen nicht aus

Knapp drei Wochen später standen fünf eilig zusammen geschraubte MIG-Jets bei einer Militärschau zwar tatsächlich auf der Landebahn in Batajnica, blieben aber bei ihrer Premiere am Boden. Bis Ende 2018 sollen die Flugzeuge überholt und voll einsatzfähig sein, heißt es aus Serbiens Verteidigungsministerium. Doch laut einem Bericht der Zeitung „Blic“ folgt danach noch eine zweite Phase bis 2021. In dieser Zeit sollen die Jets technisch auf den neusten Stand gebracht werden. Die Sorge, dass die Ersatzteile für die Oldtimer ausgehen könnten, ist unbegründet. Laut Presseberichten stapeln sich in den heimischen Hangars noch weitere 18 zerlegte MIG-Kampfflugzeuge, die Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein 1990 zur Überholung in das damalige Jugoslawien ausfliegen ließ.