Seit 100 Tagen ist Klaus Johannis Präsident Rumäniens. Im Stil hebt er sich wohltuend von seinem Vorgänger ab. Die Rumänen danken ihm das Engagement gegen Korruption mit hohen Zustimmungsraten.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Bukarest - Seit hundert Tagen ist Rumäniens Präsident nun im Amt, kurz vor dem Datum hat Klaus Johannis den heimischen Volksvertretern zum wiederholten Mal die Leviten gelesen. Das Parlament habe erneut die Justiz blockiert, kritisierte Johannis vergangene Woche dessen Weigerung, die Immunität des ehemaligen Transportministers Dan Sova aufzuheben.  Der steht unter Korruptionsverdacht.

 

Die Antikorruptionsbehörde DNA kann sich der Rückdeckung des deutschstämmigen Landesvaters sicher sein. Diese Tatsache und sein für rumänische Verhältnisse ungewohnt unaufgeregter Amtsstil haben die Umfragewerte des Siebenbürger Sachsen in astronomische Höhen getrieben. Mehr als 70 Prozent beträgt die Zustimmung. Johannis schwimmt auf einer Welle der Popularität.   Er sei einer, der „mehr tut und weniger quatscht“, hatte der frühere Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt)  schon vor seinem Amtsantritt gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärt: „Ich stehe für eine Politik von weniger Show, weniger unnötigem Gerede – und mehr Lösungsvorschlägen: Die Leute wollen keinen, der von morgens bis abends im Fernsehen quasselt.“

Wohltuend anders als der Vorgänger

Tatsächlich hebt sich sein ruhiges Auftreten für die meisten Rumänen bislang wohltuend von den wortreichen Auftritten seines Vorgängers Traian Basescu ab.   Auch seine Ankündigung, das Land „zusammenzubringen“, statt es wie sein Vorgänger mit ständigen Interventionen in die Tagespolitik zu polarisieren, hat der 55-Jährige bisher wahr gemacht. Die Dauerreibereien zwischen Präsident und dem sozialistischen Premier Victor Ponta gehören mittlerweile der Vergangenheit an.   Von einem „neuen politischen Stil“, spricht der Bukarester Analyst Cristian Pirvulescu: „Johannis hat sein Wahlversprechen gehalten. Seit Dezember haben die Rumänen einen anderen Präsidenten.“

Journalisten klagen über den wortkargen Stil

Pirvulescu, der Basescu stets für die Überschreitung seiner präsidialen Befugnisse kritisiert hatte, machte bei Johannis allerdings eine ähnlich kritische Haltung zum Parlament aus wie bei dessen Vorgänger: „Diese Strategie scheint mehr als ein simpler Versuch, die feindliche Haltung der Öffentlichkeit gegenüber der gegenwärtigen Regierung zu stärken.“   Doch auch wenn der frühere Physiklehrer Johannis auf dem heimischen Politparkett oft eher als Schulmeister denn wie angekündigt als Schiedsrichter auftritt, kann er sich mit seiner steten Kritik an der nachlässigen Verfolgung korrupter Würdenträger des Beifalls des Publikum sicher sein. Auch die Klage heimischer Journalisten an seinem eher wortkargen und kommunikationsarmen Stil ficht den bodenständigen Johannis nicht an. Dem geradlinigen „Macher“ dürften auf Dauer eher seine begrenzten Befugnisse als Präsident und die weiter sehr hohe Erwartungshaltung seiner Wähler zu schaffen machen, denn ein Wundermann ist der neue Mann an Rumäniens Staatsspitze keineswegs.