Russische Truppen sollen laut der US-Regierung in Washington mit gepanzerten Fahrzeugen tief in die Ukraine eingedrungen sein. Ähnliche Vorwürfe erhebt die ukrainische Armee. Bundeskanzlerin Merkel hat von Kremlchef Putin Aufklärung gefordert.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat von der Regierung in Moskau Aufklärung über die mutmaßliche Präsenz russischer Truppen in der Ukraine verlangt. Dies habe sie in einem Telefonat mit Präsident Wladimir Putin gesagt, erklärte ihr Sprecher Steffen Seibert am Mittwochabend in Berlin. Merkel habe die große Verantwortung Russlands für eine Deeskalation und für eine Überwachung der eigenen Grenze unterstrichen.

 

Nach Angaben der US-Regierung in Washington hat Russland weitere Panzerkolonnen, gepanzerte Fahrzeuge und Raketenwerfer in die Ukraine geschickt. Russische Truppen seien 50 Kilometer hinter der Grenze auf ukrainischem Boden entdeckt worden, ohne dass Details des Einsatzes bekannt wären, teilte das Außenministerium am Mittwoch in Washington mit. Sprecherin Jen Psaki zeigte sich besorgt und sagte, dass der Einfall auf eine russische Gegenoffensive in den seit Wochen umkämpften Städten Donezk und Lugansk hindeute.

Zuvor hatte bereits das ukrainische Militär Russland vorgeworfen, Soldaten über die Grenze zu schicken. Insgesamt seien mehr als 100 Fahrzeuge im Osten der Ukraine unterwegs, sagte ein Armeesprecher Im Ort Amwrossijiwka sei eine Gruppe russischer Soldaten in gepanzerten Transportern aufgetaucht.

Russland hat in der Vergangenheit wiederholt die Anschuldigung zurückgewiesen, es schicke Soldaten und Waffen über die Grenze und unterstütze die Separatisten, die einen Anschluss an das Nachbarland fordern. Erst am Montag hatten ukrainische Sicherheitskräfte eigenen Angaben zufolge zehn russische Fallschirmjäger nahe der Grenze festgenommen. Die russische Seite hatte den Vorfall nicht dementiert, sondern von einem Versehen der Männer gesprochen.

Ukrainische Regierungstruppen angeblich eingekesselt

Die Kämpfe im Osten der Ukraine gingen am Mittwoch ungeachtet aller Appelle auch am Mittwoch weiter. Sowohl die ukrainische Armee als auch die Aufständischen sprachen von Geländegewinnen. Bei Gefechten um die Stadt Ilowaisk und die strategisch wichtige Anhöhe Saur-Mogila sollen auf beiden Seiten zahlreiche Kämpfer verletzt oder getötet worden sein.

In der umkämpften Großstadt Donezk wurden nach Angaben des Stadtrats mindestens drei Zivilisten getötet. In der Separatistenhochburg Lugansk berichteten die Aufständischen von Luftangriffen der Armee. Innerhalb von 24 Stunden wurden Angaben aus Kiew zufolge mindestens 13 Soldaten getötet und mehr als 30 verletzt. Unabhängige Berichte über das Kampfgeschehen gab es nicht.

Hunderte Demonstranten forderten in Kiew Hilfe für eingekesselte Regierungstruppen in der Region Donezk. Nach Darstellung der Aufständischen sollen mehrere regierungstreue Freiwilligenbataillone eingekreist sein.

Ein Mitarbeiter von Präsident Poroschenko schloss eine baldige Feuerpause im Osten der Ex-Sowjetrepublik aus. „Nur weil diplomatische Bemühungen zur Verbesserung der Lage laufen, können wir militärische Manöver nicht einstellen“, sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung, Waleri Tschaly. Eine Waffenruhe bleibe aber ein Ziel.