Eine Gruppe fahrender Trickbetrüger aus Frankreich versucht, Handwerker übers Ohr zu hauen. Ob es sich um Mitglieder der Romagruppe handelt, die sich seit Kurzem in Leonberg niedergelassen hat, ist nicht sicher.

Rutesheim - Ein altes Sprichwort sagt: „Man muss scheren, wo Wolle ist.“ Will heißen: Jede Chance nutzen, ein Geschäft zu machen. Diesem Motto fühlt sich offenbar auch eine Gruppe fahrende Trickbetrüger aus Frankreich verpflichtet. Ob es sich um Mitglieder der Romagruppe handelt, die sich seit Kurzem in Leonberg niedergelassen hat, ist nicht sicher. Ihre dubiosen Geschäfte machen die reisenden Familien passenderweise mit stumpfen Scheren.

 

Bendikt Schradi leitet eine Gärtnerei in Rutesheim. Am Donnerstagmorgen fährt ein großer silberfarbener Mercedes mit französischem Kennzeichen auf seinem Parkplatz vor. Schradi bekommt eine Visitenkarte in die Hand gedrückt: „Mobiler Schleifdienst. Sauberer Schliff von Bohrern, Sägen, Messern und Scheren.“ Eine Pariser Adresse samt Telefonnummer sind als Kontakt angegeben. „Der Mann ist sehr aggressiv aufgetreten“, sagt Schradi, „ich bin den Typ einfach nicht los geworden.“

Das Angebot: Werkzeuge aus Metall sollen geschärft und gehärtet werden – alles innerhalb von 24 Stunden. „Danach bleiben die Klingen dauerhaft scharf“, lautete das großspurige Versprechen. „Ich war genervt und habe ihnen eine Axt als Testwerkzeug mitgegeben“, sagt der Gartenbauer aus Rutesheim. Zwei Stunden später stehen die Franzosen erneut auf der Matte. „Die haben mit der Axt locker einen Metallcontainer zerkleinert und die Klinge wurde nicht stumpf“, erinnert sich Schradi, „das war beeindruckend.“ Die fahrenden Scherenschleifer sind bei ihrem zweiten Besuch zu dritt. „Sie sind noch offensiver aufgetreten, sind ganz nah an mich herangetreten und wollten mich mit aller Macht dazu bringen, ihnen einen Aufrag zu erteilen“, sagt er, „doch ich habe ihnen nicht getraut.“

Erst wirkt die geschliffene Axt Wunder

Sein Misstrauen erspart dem Gärtner größeren Schaden. „Am nächsten Morgen war die Axt reif für den Schrott“, sagt Schradi, „die Klinge ist ölig, völlig stumpf und fällt praktisch auseinander. Fragen Sie mich nicht, was die damit gemacht haben.“

Die fahrenden Händler tauchen am Freitagmorgen erneut in Rutesheim auf. Drei Männer steigen aus der Luxuslimousine. „Wir haben gute Arbeit geleistet“, sagen sie, „wir nehmen jetzt Dein restliches Werkzeug. Du schuldest uns was.“ Dem Gartenbauer wird unwohl. „Ich habe den Typen dann den LKZ-Artikel über die Romagruppe vor die Nase gehalten“, sagt er, „ich habe gefragt, ob sie zu denen gehören. Daraufhin sind die verschwunden.“

Mit ihrer Masche reisen die Scherenschleifer durch ganz Europa. Im österreichischen Salzkammergut sind drei Fälle bekannt, bei denen Handwerker auf die Masche reingefallen sind. Die Opfer bezahlten für die Arbeit der Scherenschleifer insgesamt 4000 Euro. Als sie die mangelhafte Arbeit jedoch reklamieren wollten, waren die Betrüger längst verschwunden.

Bei der hiesigen Polizei sind bislang keine Anzeigen wegen der aufdringlichen Schleifer eingegangen. „Menschen, die von diesen Leuten angegangen werden, sollen sich sofort bei uns melden“, sagt Frank Natterer Sprecher der Polizei in Böblingen.

Am nächsten Tag ist die Axt kaputt

Ob es sich doch um Mitglieder der Leonberger Romagruppe handelt, wird sich indes bald zeigen. „Der Clanchef hat versprochen, die Stadt bis 12 Uhr am Samstag zu verlassen“, sagt die Leonberger Pressesprecherin Undine Binder-Farr. In der Zwischenzeit sei es ratsam, keine Geschäfte mit den Scherenschleifern zu machen. „Sie geben zwar zwei Jahre Garantie auf ihre Arbeit“, sagt der Gartenbauer Schradi, „aber wo soll ich die geltend machen, wenn sie unterwegs sind?“