Nach den Fasnetsferien soll im Schulzentrum der neu entwickelte „Bike-Safe“ in Betrieb gehen.

Rutesheim - Eigentlich beschäftigt sich die Firma Otto Wöhr aus Friolzheim eher mit automatischen Parksystemen für Automobile, so dass Liebhaber im Luxus-Segment, die ihr Gefährt immer im Blickfeld haben möchten, ihren Ferrari, Porsche oder Lamborghini selbst in luftiger Höhe sicher in der Sky-Garage parken können, wie etwa im Hamilton Scotts in Singapur. So kann man kurz mal im 29. Stockwerk mit den Gästen aus dem Appartement direkt beim Luxus-Blechle vorbeischauen. Doch nun sucht die Firma ein neues Betätigungsfeld.

 

Im Rutesheimer Schulzentrum an der Robert-Bosch-Straße in der Nähe der rund 400 ebenerdigen Radabstellplätze ist in den Sommerferien ein fast zwölf Meter hoher Turm entstanden. Er trägt die Bezeichnung „Bike-Safe“ und ist dafür gedacht, hier 122 Fahrräder sicher abzustellen. Auch diese „Park-Möglichkeit“ ist von der Firma Wöhr entwickelt worden.

Der Tüv nimmt die Anlage gründlich unter die Lupe

Geplant war, dass der Turm mit Beginn des Schuljahres in Betrieb geht. Doch angesichts der großen Vielfalt an Fahrrad-Modellen, die von den Jugendlichen benutzt werden, die wiederum zahlreiche abweichende Maße aufweisen, musste einiges nachgebessert werden. Auch weil das Thema Sicherheit groß geschrieben wird, wurde die komplexe Technik der Anlage vom Tüv gründlich unter die Lupe genommen.

„Nach den Fasnetsferien, wenn so langsam wieder die Fahrradsaison einsetzt, soll der Turm in Betrieb gehen“, sagt Martin Killinger. Der Erste Beigeordnete der Stadt engagiert sich auch sonst stark für die Belange der Radler in der Stadt. Von den rund 2200 Schülern im örtlichen Schulzentrum komme bis zu einem Viertel mit dem Fahrrad zum Unterricht, auch aus Flacht, Perouse, Silberberg. „Da sind die etwa 400 Stellplätze hier schnell belegt“, vermutet Killinger. Aber auch die blieben erhalten, der Turm sei nur eine Ergänzung.

Für die Friolzheimer Firma ist der Turm im Rutesheimer Schulzentrum ein gutes Referenzobjekt, das man hier potenziellen Kunden – ob Firmen oder Kommunen – vorführen kann. Attraktiv für die Stadt Rutesheim wiederum ist, dass sie nur die Kosten für die Herstellung des Fundaments aufbringen muss – also rund 38 000 Euro. Doch auch davon wiederum nur die Hälfte. Der Rest gibt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit als Zuschuss, weil der Turm als innovatives Fahrradprojekt gilt.

Ein kostenloser Chip als Eintrittskarte

„Die Schüler erhalten in den Schulsekretariaten einen kostenlosen Chip, den halten sie am Turmzugang vor, stellen das Fahrrad in die Rinne und die Technik befördert es an einen freien Platz im Turm“, erläutert Martin Killinger. Werde der Chip wieder vorgehalten, sei das Rad in höchstens 18 Sekunden wieder bei seinem Eigentümer.

Interessant für die Stadt ist auch der kostenfreie Miet- und Wartungsvertrag, den Wöhr für zunächst fünf Jahre anbietet. Danach können die Stadtverwaltung und der Gemeinderat frei entscheiden, ob der Turm weiter betrieben oder durch Wöhr abgebaut werden soll. Doch dann ist es für die Stadt nicht mehr kostenlos. Will Rutesheim den Turm weiter nutzen, ist mit einer jährlichen Wartungsgebühr von rund 2000 Euro zu rechnen.