Mal wieder soll ein Luftballon aus Metallfolie den S-Bahn-Betrieb in Stuttgart aus dem Takt gebracht haben. Zunächst hieß es, der Ballon sei vermutlich auf dem Wasen gekauft worden. Doch laut Veranstalter kann das nicht sein.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Mal wieder soll ein Luftballon am Samstag den S-Bahn-Betrieb gewaltig aus dem Takt gebracht haben. Die Bahn meldete, dass sich ein solches Spielzeug am Bahnhof Bad Cannstatt in der Oberleitung verfangen hätte und einen Kurzschluss verursachte, der das Chaos nach sich zog. Am Montag steht für die Volksfestveranstalter fest: Vom Wasen kann der Ballon nicht stammen.

 

Verkäufer dürfen keine Metallfolienballons anbieten

Die Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart hat sich erkundigt, ob solche Ballons auf dem Festgelände überhaupt verkauft werden, dem ist nicht der Fall: „Wir haben uns umgesehen und weder auf dem Platz noch in den Zelten welche entdeckt“, sagt der Pressesprecher Christian Eisenhardt. Kollegen, die für die Vergabe der Schaustellerplätze zuständig sind, hätten den Eindruck bestätigt: Es sei mit den Verkäufern vertraglich geregelt, dass sie keine Metallfolienballons feilbieten dürfen. Das gelte auch in den Zelten, wie die Festwirte gegenüber der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart bestätigten.

Nach zwei Zwischenfällen im vergangenen Herbst soll am Wochenende beim Hauptbahnhof erneut ein Ballon das Chaos verursacht haben – davon geht die Bahn aus. Die Bundespolizei ermittelt aufgrund des Vorfalls zwar wegen „betriebsstörender Handlungen“, kann die Theorie aber noch nicht abschließend bestätigen: „Wir haben keine Überreste eines solchen Ballons gefunden oder gezeigt bekommen“, sagt der Polizeisprecher Michael Glöckler. Ob es den Ballon am Samstag gab und woher er stammte, ist also noch ein Rätsel. Eine mögliche Erklärung ist, dass er von einem der Stände rund um den Wasen kommt: „Es versuchen viele, außerhalb des Festgeländes Geschäfte zu machen“, sagt Christian Eisenhardt. Was dort verkauft werde, könne In Stuttgart nicht beeinflussen.

Bei ähnlichen Vorfällen – einem Kurzschluss an den Stromleitungen der S-Bahn – seien auch schon Nagetiere, die an Kabeln knabberten, die Ursache gewesen. In solchen Fällen sei die Ermittlung nach dem Ausfall einfach gewesen: „Man fand das Tier an der schadhaften Stelle“, so der Bundespolizeisprecher Michael Glöckler. Nur in einem Fall Anfang September 2014 habe die Bahn der Polizei die verschrumpelten Überreste eines in den Leitungen hängengebliebenen Ballons präsentieren können.

Die Polizeistreifen am Bahnhof würden schon auf gefährliche Luftballons achten. In erster Linie sei jedoch das Sicherheitspersonal der Bahn gefordert, die Hausordnung durchzusetzen. Dieses Regelwerk hängt in jedem Bahnhof aus, und in der Tat steht darin, dass Luftballons aus metallhaltiger Folie nicht auf das Bahnhofsgelände mitgenommen werden dürfen.

Die Bundespolizei ist übrigens für entflogene Ballons im wahrsten Wortsinne gewappnet. „Die Dienststelle am Hauptbahnhof hat eine Druckluftpistole, die in solchen Fällen eingesetzt wird“, erklärt Glöckler. Das heißt, dass im Zweifelsfall ein Ballon abgeschossen wird, wenn er sich in die Nähe der Oberleitung verirrt. Das ist in Stuttgart zuletzt während des Volksfestes 2014 passiert, als Anfang Oktober ein Ballon in einer Tunnelröhre schwebte. Er hatte noch keine Leitungen berührt, „aber der bewegt sich ja mit jedem Luftzug weiter“, erläutert der Polizeisprecher. Ein Schuss, ein Treffer – und die Gefahr war gebannt.