Nach der Pannenserie bei den S-Bahnen der Region ist klar, dass die Mängel möglichst rasch behoben werden müssen. Im großen StZ-Interview kündigen die Verantwortlichen Konsequenzen an.

Stuttgart - Im S-Bahn-Netz der Region, das täglich von mehr als 360 000 Menschen genutzt wird, werden in den nächsten Wochen nur drei Fahrzeuge des neuen Typs 430 des Herstellers Bombardier verkehren. Das kündigten der S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause von der DB Regio und Christian Becker von der DB Netz an, den beiden  Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, die für den Betrieb und die Strecken der Stuttgarter S-Bahn zuständig sind.

 

Im StZ-Interview erklärten Krause und Becker, dass versucht werde, mit mehreren Maßnahmen die zuletzt vermehrt aufgetretenen Störungen, Pannen und Verspätungen zu vermeiden. Dazu gehört, dass das mehrfach ausgefallene Tür- und Trittbrettsytem des ET 430 verbessert wird und die Haltezeiten in der Station unter dem Hauptbahnhof durch verschiedene Verbesserungen verkürzt werden. Dies werde aber mehrere Wochen bis Monate dauern. Auf einen genauen Termin wollte sich Krause nicht festlegen. „Wir tun alles, damit dies so bald wie möglich umgesetzt ist“, sagte er, „aber ich nenne keine Zeitpunkte mehr.“

Hohe Temperaturen bekommen den Zügen nicht

Diese Zurückhaltung ist wohl dem Umstand geschuldet, dass am Montag der neue, bis ins Jahr 2028 laufende Verkehrsvertrag zwischen dem Verband Region Stuttgart und der DB Regio über den S-Bahn-Betrieb in Kraft tritt. Inhalt des Vertrags ist auch der Einsatz von 87 neuen Fahrzeugen des Typs ET 430, die eigentlich von Montag an verkehren sollten. Bis jetzt sind wegen Problemen im Herstellungs- und Genehmigungsverfahren jedoch erst zwölf Fahrzeuge vor Ort; die Lieferung aller je rund sechs Millionen Euro teuren S-Bahn-Züge wird noch bis ins kommende Jahr hinein dauern. Trotz der aktuellen Probleme steht die Feier zum Start des neuen Verkehrsvertrags am Montag Abend in der S-Bahn-Werkstatt Plochingen (Kreis Esslingen) unter dem Motto „Mit mehr Qualität in die Zukunft“.

Auf absehbare Zeit werden nach den Worten Krauses aber nur drei neue ET 430 im Netz eingesetzt, um die Störungen so gering wie möglich zu halten. Parallel dazu werden die Technik und die Software des mehrfach ausgefallenen Tür- und Trittbrettsystems optimiert. Erst im Betrieb sei aufgefallen, dass durch die Fahrgäste Kräfte auf Türen und Tritte wirken, die vorher nicht hätten getestet werden können, sagte Krause. Er zeigte Verständnis dafür, dass Fahrgäste verärgert reagieren. Insgesamt sei der ET 430 aber ein „toller Zug“. Die Region habe damit die modernste S-Bahn in Deutschland. „Wir sollten das System auch nicht schlechtreden“, entgegneten die Bahn-Manager auf die harsche Kritik von vielen Seiten nach den jüngsten Pannen.

Krause und Becker nannten als Ursache für die Verspätungen Mitte Juni neben den technischen Problemen erstmals auch Störungen in der Leit- und Sicherungstechnik wegen hoher Temperaturen an den Hitzetagen sowie Auswirkungen einer Schienenbaustelle. Die Schwierigkeiten seien analysiert und würden abgestellt.