Wenn sie nicht funktioniert haben, kam es zu massiven Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr: Etwa 150 Testfahrer haben jetzt die nachgebesserten Schiebetritte für die neuen S-Bahnen in der Region Stuttgart getestet.

Stuttgart - Voll drauf“ hieß es in der Nacht zum Donnerstag bei einer S-Bahn-Testfahrt mit aktivierten Schiebetritten. „Unsere 150 Testpersonen haben die nachgebesserten Tritte bei der fast sieben Stunden dauernden Testfahrt ordentlich traktiert“, erklärte Stefan Wätzold, Projektleiter bei Bombardier Transportation.

 

Die vom S-Bahn-Hersteller gelieferten neuen S-Bahn-Züge vom Typ ET 430 waren im Juli 2013 – wie berichtet – wegen ihrer höchst anfälligen Tür- und Schiebetrittmechanik außer Dienst gestellt worden. Zuvor waren S-Bahnen wegen blockierter Trittbretter des Öfteren auf der Strecke liegen geblieben. Die Pannen hatten im Berufsverkehr zu erheblichen Verspätungen geführt. Seit Dezember 2013 ist die komplette ET-430-Flotte mit 87 Fahrzeugen auf den Linien S 1, S 2 und S 3 unterwegs – allerdings mit abgeschalteten Schiebetritten.

In der Nacht zum Donnerstag fuhren die umstrittenen Einstiegshilfen testweise wieder aus: Zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof, Böblingen und Marbach war ein Testzug vom Typ ET 430 bis um fünf Uhr am Morgen unterwegs. Dabei wurde die weiterentwickelte Brücke zwischen Bahn und Bahnsteig an vielen Haltestellen immer wieder mit Füßen getreten. „Die 150 jungen Leute haben die Tritte massiv belastet, die haben das sehr gut gemacht“, erklärt Wätzold. „Es wurde gedrückt und gedrängelt, man stand zu zweit und zu dritt auf einem Tritt.“ Das Ziel der nächtlichen Fahrt sei es ja auch gewesen, die überarbeiteten Einstiegshilfen möglichst praxisgerecht auf ihre einwandfreie Funktion und Widerstandsfähigkeit zu testen.

Der Projektleiter ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Die Tritte haben diesen zweiten Härtetest bestens verkraftet.“ Die Prüfungen mit „Fahrgästen“ seien nun abgeschlossen. Das Programm werde aber noch bis Ende März mit eigenen Fachleuten fortgesetzt. „Die machen viele schlimme Dinge, die ein normaler Fahrgast niemals tun würde“, verrät Wätzold. „Die springen zum Beispiel noch drauf, wenn die Tritte schon einfahren.“ Schließlich gehe es darum, eine sichere und langlebige Einstiegshilfe zu entwickeln. Das liege auch im Interesse der Bahn, deren Sicherheitsingenieure die Prüfungen kritisch begleiteten. Mit von der Partie sei auch der französische Trittbrett-Zulieferer Faiveley, der schon aus Imagegründen ein großes Interesse daran habe, alle Schwachpunkte des Systems zu beseitigen.