Die Elvira Pfleiderer, die Projektleiterin des Kinder- und Jugendhospiz, verlässt das Hospiz Stuttgart und gründet in Esslingen eine Trauma- und Opferberatungsstelle.

Stuttgart - In diesen Tagen wird viel über das neue Kinder- und Jugendhospiz gesprochen. Und immer wieder werden mit der Entstehung Namen und Menschen verbunden. So hört man, dass ohne die Arbeit von Alt-Prälat Martin Klumpp das Ganze nie so gut geworden wäre, wie es jetzt ist. Andere wiederum schätzen die Arbeit von Bad Cannstatts Dekan Eckart Schultz-Berg noch höher ein. Und last but not least werden auch die vielen Spender hervorgehoben – wie etwa Doris Leibinger als einem der wichtigen Eckpfeiler des Erfolges.

 

Doch eine weitere Frau ist in der Entstehungsgeschichte der in Baden-Württemberg einzigen Einrichtung dieser Art nicht minder wichtig: Elvira Pfleiderer. Es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet, ohne Elvira Pfleiderer hätte es am vergangenen Wochenende keinen Tag der offenen Tür an der Diemershalde gegeben. Sie war die vergangenen acht Jahre die Projektleiterin für das Kinder- und Jugendhospiz. Das bedeutet nicht nur planen, sondern auch sammeln wie ein Eichhörnchen. In diesem Fall eine Menge Spendengeld.

Nach 20 Jahren steht der Tapetenwechsel an

Der Philosoph Nietzsche hätte wohl dazu gesagt: „Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie.“ Zu welcher Kategorie man Elvira Pfleiderer zählen will, sei jedem selbst überlassen. Keine zwei Möglichkeiten gibt es jedoch in Bezug auf die Zukunft von Elvira Pfleiderer. Denn am 11. Dezember ist Schluss. Sie verlässt das Hospiz. Nach insgesamt 20 Jahren Arbeit zieht es sie zu neuen Ufern. Sie wird eine Trauma- und Opferberatungsstelle in Esslingen gründen. Der Start ins „neue Leben“ beginnt jedoch erst im Februar des kommenden Jahres. Zuvor wird Elvira Pfleiderer erst ihren Akku aufladen. Sie will eine Woche ins Kloster und drei Wochen mit ihrem Mann nach Afrika.

Natürlich ist ein wenig Wehmut dabei, die alte Wirkungsstätte zu verlassen. Und doch geht sie leichten Herzens. Warum? „Weil ich mich reich beschenkt fühle und dankbar bin“, antwortet sie. Dankbar für die segensreiche Begleitung und Betreuung vieler trauernder Kinder oder eben in der Aufbauarbeit zum Kinder- und Jugendhospiz. In dieser Zeit hat Elvira Pfleiderer auch ein Praxisbuch für die Trauerbegleitung junger Menschen geschrieben. Wenn man so will, bleibt wenigstens etwas von ihr in der Elisabeth-Kübler-Ross-Akademie des Hospiz zurück.

Michaela Müller, die Leiterin des Kinder- und Jugendhospiz, weiß schon jetzt, was der Verlust bedeutet: „Sie war immer treibende Kraft, ihr war nie etwas zu viel. Und mit dieser Energie hat sie uns angetrieben.“ Deshalb wünscht sie ihr, „dass sie in Esslingen auch so ein tolles Team hat, um die neuen Aufgaben angehen zu können“. Denn inzwischen wissen im Hospiz alle, dass einer alleine ohne ein Team nichts ist. Ganz gleich, ob man Klumpp, Schultz-Berg oder Leibinger heißt.