Die Übermorgen-Markt-Macher und „Der Süden“ veranstalten gemeinsam ein Winterdorf auf dem Marienplatz. Alle Infos zu Stuttgarts etwas anderem Weihnachtsfest.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

S-Süd - Aus dem bisherigen Feuer-und-Flamme-Weihnachtsmarkt und dem Übermorgen-Gedanken wird das Wouahou-Winterdorf. „Wouahou“ als Ausruf der Freude – ein Winterdorf als Alternative zum Weihnachtsmarkt.

 

Zurück auf Anfang: Zwei der Macher, Dominik Ochs und Lennart Arendt, sind vor sieben Jahren in Stuttgart gestrandet, als beste Kumpel und Kommilitonen – sie hatten sich beim gemeinsamen Studium „Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement“ kennengelernt. Im Anschluss gründeten sie die Agentur Grüne Neun.

„Erstmal war nur Online-Marketing und Netzwerken angesagt, nach zwei Jahren haben wir uns aber gesagt: Wir wollen und können auch Nachhaltigkeit in geil, raus aus der öden Öko-Ecke, weg vom inflationären Nachhaltigkeits-Bla-bla“, sagt Ochs. Damit war das Übermorgen-Magazin geboren. „Irgendwann kam uns der Gedanke: Jetzt gehen wir das Thema Nachhaltigkeit noch praktischer an, nicht nur darüber schreiben.“ Der nächste logische Schritt musste also sein, das Magazin auf einen Platz zu packen, damit man Nachhaltigkeit auch schmecken, riechen, anfassen konnte. Der erste Übermorgen-Markt war geboren – mit Spaß und ohne erhobenen Zeigefinger, wie die Macher sagen. Nachhaltige Initiativen, die sich öffentlich präsentieren, so etwas hätte es damals noch nicht gegeben, betont der 32-Jährige: „Viele haben aneinander vorbei gearbeitet.“

Nachhaltiger Konsum

Für den Übermorgen-Markt haben sie gemeinsame Sache mit Veranstalter Tobias Reisenhofer gemacht und den Verein Kesselglück gegründet. Der neueste Streich der drei ist nun das Winterdorf auf dem Marienplatz vom 1. bis 10. Dezember. Warum Winterdorf und nicht Weihnachtsmarkt? „Weil es ein Pendant zu den Weihnachtsmärkten in der Stadt ist, aber kein Markt. Es ist ein Dorf, ein Winterdorf – mehr erleben, nicht nur konsumieren“, erklärt das Übermorgen-Team. Der Fokus liegt dabei auf nachhaltigem Konsum. „Nachhaltiger Konsum ist die bessere Alternative, aber bevor du neu konsumierst, überlege erst einmal, was du noch hast, beziehungsweise wieder verwenden kannst.“ Sharing und Up-Cycling stehen dabei im Vordergrund.

Was darf erwartet werden? Zum einen ein Riesen-Tipi mit 200 Quadratmetern Fläche. Dani Falder (Romantica, Waggons, Galao, Werkkollektiv) wird dort Hand anlegen und eine Vorschau auf das „öffentliche Wohnzimmer“ im kommenden Jahr präsentieren. Konkret bedeutet das eine mit Liebe gemachte Innenausstattung mit beleuchtetem Holzboden und Teppichen. „Das Riesen-Tipi bildet das Herzstück auf dem Marienplatz“, sagt Ochs.

Openair-Backen

Auf dem Programm steht internationale Livemusik mit gemütlichen Shows, ohne Abriss: „Es soll ja auch zur besinnlichen Weihnachtszeit passen.“ Außerdem wird es einen Hate-Slam geben, der aufrütteln soll – alternativ anders wie der Rest der Veranstaltung. Ebenso wird die soziale Komponente nicht außer Acht gelassen: Gemeinschaft für jeden soll an den zehn Tagen auf dem Marienplatz gelebt werden – mit Essen und Trinken für Bedürftige, Openair-Backen und Stockbrot. Neben dem integrierten Übermorgen-Markt können Weihnachtsgeschenke selbst angefertigt werden, ein buntes Kinderprogramm lockt mit Geschichtenerzähler, Traumfänger-Basteln und Indianerschmuck, während bei der Kleidertausch-Sause Klamotten den Besitzer wechseln. Außerdem und mehr Gag als Ernst: die mobile Sauna. „Wer will, bekommt an der Bar einen Bademantel. Der Platz soll dörflich gemütlich werden, da fanden wir eine Sauna ganz passend“, so die Übermorgen-Crew lachend.