Die Gründung des Freundeskreis für die Flüchtlinge in der Forststraße 71 stößt auf reges Interesse. Ehrenamtliche werden dringend gesucht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-West - Der Name „Freundeskreis Stuttgart West“ ist zwar wenig originell, aber das Interesse dahinter ist groß. Mehr als 60 Besucherinnen und Besucher sind am 10. Februar zur Gründung in das Internationale Begegnungszentrum der evangelischen Gesellschaft (Eva) an der Schloßstraße gekommen – so viele, dass gar nicht alle in dem Raum Platz hatten. Der Bezirksvorsteher Reinhart Möhrle sowie die beiden Sozialpädagoginnen Katja Demele und Patrycja Przybilla, die die Flüchtlinge an der Forststraße betreuen, waren hoch erfreut über die große Anteilnahme.

 

Am 23. Januar zogen die ersten Asylsuchenden in das ehemalige Hostel in dem Gewerbegebäude an der Forststraße 71 ein. Heute leben 56 Menschen dort, davon 17 Kinder im Alter zwischen ein und 13 Jahren. „Die fünf Kinder im Grundschulalter werden diese Woche noch eingeschult“, berichtete Katja Demele. Alle werden sie die internationale Vorbereitungsklasse in der Schwabschule besuchen und für sie werden noch brauchbare Schulsachen gesucht. Das Dringlichste sind aber Sprachkurse für die Erwachsenen. „Die Leute wollen unbedingt Deutsch lernen“, sagte Demele. Mehrere Ehrenamtliche haben sich für diese Aufgabe in die lange Aufgaben- und Ämterliste eingetragen. Gerhard Bock vom Sozialamt kündigte an, dass die Stadt zur schnelleren Integration der Flüchtlinge einfache Kurse unter dem Motto „Deutsch nach Bedarf“ anbieten wird. Diese sollten durch ehrenamtliches Engagement gestützt werden. „An der Nordbahnhofstraße läuft das bereits so – sehr langsam und geduldig“, sagte er.

Ehrenamtliche dringend gesucht

Die Flüchtlinge kommen aus Indien, Pakistan, Afghanistan, den Maghreb-Staaten, aus Nigeria, Gambia, Kamerun sowie aus dem Kosovo und Serbien. „Manche können Englisch“, berichtete Patrycja Przybilla. „Ein Mann aus Afghanistan spricht mehrere Sprachen und hilft uns damit sehr.“

Besonders dringend benötigt werden auch Ehrenamtliche, die mit den Fremden zum Arzt gehen, sie bei Behördengängen begleiten oder ihnen beim Ausfüllen von Formularen helfen. Asylbewerber erhalten die Bonuscard und können sich ein günstiges Monatsticket für 30 beziehungsweise zehn Euro für das ganze Netz kaufen. „Aber die Leute kennen die Wege noch nicht“, gibt die Sozialarbeiterin zu bedenken. Somit ist auch die Begleitung zu Spielplätzen gefragt. „Spielzeugspenden haben wir mittlerweile erhalten. Aber rausgehen wäre eben auch wichtig“, sagt Przybilla.

Ein großes Problem sei die Langeweile in den Unterkünften, denn die Flüchtlinge dürfen in den ersten neun Monaten nicht arbeiten. Deshalb hat sich das Eltern-Kind-Zentrum bereit erklärt, dass sich die Asylsuchenden beim Vorbereiten von Aktionen und Angeboten aktiv beteiligen können. Außerdem wollen es die beiden Sozialarbeiterinnen den Bewohnern der Forststraße ermöglichen, auf dem in der Nähe gelegenen Fußballplatz spielen zu können, wenn dieser nicht zur Vereinszwecken benötigt wird. Den direkt angrenzenden Bolzplatz dürfen nur Kinder bis 14 Jahre nutzen.

Alle sind herzlich willkommen

Auch wer sich nicht regelmäßig in der Flüchtlingsunterkunft engagieren kann, sei willkommen, ermunterte Demele die vielen Zuhörer aller Altersgruppen. „Kürzlich hat eine Frau angefragt, ob sie einen Kuchen vorbeibringen könne. Der Kuchen und der Besuch der Frau hat viel Freude verbreitet“, erzählte sie. „Einfach mal kommen und reden“, so ihr Tipp. Gerhard Bock versprach, dass er zum nächsten Treffen des Freundeskreises Stuttgart West am 10. März um 18.30 Uhr (der Ort steht noch nicht fest) einen Gast mitbringen wird, der Erfahrung mit der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit hat. Zum Beispiel gebe es in Weilimdorf seit 20 Jahren einen Freundeskreis, der in eigener Regie arbeitet. Bei diesem Termin wird auch abgeklärt, wie die Rechte und Pflichten der Ehrenamtlichen aussehen, denn auch das war eine der Fragen, die die Zuhörer bewegte.