Zehn Monate lang hat sich Gerhard Lentner mit der Orgel in St. Elisabeth befasst. Die Werkstatt des renommierten Orgelbauers hat das kostbare Instrument runderneuert. Möglich war die aufwendige Sanierung dank der Spendenbereitschaft der katholischen Kirchengemeinde.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Vom visuellen Aspekt eine beeindruckende Begegnung, kantig, aufstrebend. „Ein offenes Buch, wenn man die großen Spieltischtüren zu den Klaviatüren aufschiebt“, befand Gerhard Lentner, als er das erste man St. Elisabeth betrat und die Rieger-Orgel erblickte. Zehn Monate lang hat sich der renommierte Orgelbauer mit dem imposanten Instrument befasst. Seine Werkstatt hat sie gereinigt, Verschleißteile erneuert, technische Schwächen verbessert und Flickwerk der vergangenen Jahrzehnte beseitigt. „Verschiedene Firmen lösten lokal benannte Defizite nicht immer auf handwerklich idealem Niveau“, resümiert Lentner. Aus diesem Grunde sei 2009 sogar erwogen worden, die Orgel abzureißen.

 

Für die katholische Gemeinde mit ihren 9500 Gliedern war die Restaurierung der 57 Jahre alten Rieger-Orgel eine Herkulesaufgabe. Summa summarum benötigte sie 260 000 Euro. Die Gemeinde rührte die Werbetrommel für ihr Projekt und bekam binnen vier Jahren dank Spenden, Patenschaften für Orgelpfeifen, den Verkauf von Orgel-Sekt und Benefizveranstaltungen von Künstlern, einen Betrag von 240 000 Euro zusammen.

Das war ein Kraftakt, doch die Investition war bitter nötig, erinnert sich Stadtdekan Christian Hermes. Als einstiger Pfarrer von St. Elisabeth hatte er im Jahr 2010 die Sanierung der „alten Dame“, wie er die Orgel liebevoll nennt, selbst mit angestoßen. „Wie oft blieb irgendetwas haken und hängen. Die genialen mechanischen Kombinationen, welche die vorarlberger Orgelwerkstatt Rieger in den 50er Jahren in ihr erstes großes Instrument nach dem Krieg eingebaut hatte, waren, wie dies im Alter vorkommt, etwas klapprig und unzuverlässig geworden.“ Ludger Lohmann, Professor an der Stuttgarter Musikhochschule und Organist, würdigt die Rieger-Orgel als „typisches klangliches Denkmal ihrer Erbauungszeit“. In einem aufwendig gestalteten Heft, das die Kirchengemeinde eigens anlässlich der Orgelrenovierung herausgegeben hat, beschreibt der Experte die Orgelbau-Ära nach dem Krieg: „Die Orgelbewegung hatte neben der klanglichen Rückbesinnung auf barocke Ideale auch die Wiedergewinnung der künstlerischen Vorteile der mechanischen Spieltraktur, welche über Jahrzehnte hinweg in Vergessenheit geraten war, zum Ziel.“

Lohmann bescheinigt dem „klanglichen Denkmal“ in St. Elisabeth, dass nach der Renovierungsarbeiten bestens gerüstet sei für die Zukunft. „Sie machen sie klanglich und technisch stabiler als sie jemals war“ – was de facto auch eine klare Wertsteigerung des Instruments bedeute.

In den Monaten ihrer Absence hatte die kleine, lediglich neun Register umfassende Stefansorgel in der Elisabethgemeinde Dienst getan. „Nicht selten war der Organist nach den Gottesdiensten besonders von Kindern umringt“, berichtet Pfarrer Werner Laub. „Nicht zuletzt deshalb wird die Stefansorgel ihren festen Ort in St. Elisabeth behalten.“ Doch Glanz und Tiefe würde den Gottesdiensten und kirchlichen Festen erst das „königliche Instrument“ der Rieger-Orgel verleihen. Für Prälat Franz Glaser ist sie der direkte Draht zu Gott: „Mit dem Klang der Orgel kommen wir auch in den Dialog, in die ganz persönliche Zwiesprache mit Gott.“ Wie sie klingt, kann man beim Gottesdienst hören – etwa heute Abend um 18.30 Uhr, am Samstag um 18 Uhr, am Sonntag um 9.30 und um 11 Uhr.