Angehende Sonderschulpädagogen haben ihre Ideen und Konzepte für den Unterricht vorgestellt.

S-West - Kathryn Caves Buch „Irgendwie anders“ haben schon viele Kinder gelesen. Doch denen, die eine sprachliche Behinderung haben oder die blind sind, blieb das Lesevergnügen des kleinen „Irgendwie anders“, der keine Freunde hat, weil er anders ist, verwehrt. „Dabei passt für diese Kinder der Titel sehr gut“, sagt Christina Mäckler vom Haus am Dornbuschweg, einer Schule für Kinder mit Mehrfachbehinderung. Sie ist eine von sechs angehenden Sonderschulpädagogen, die im Rahmen einer Projektarbeit das Kinderbuch für seh- und sprachbehinderte Schüler erfahrbar gemacht haben.

 

„Wir haben den Text aufs Wesentliche gekürzt und auf die Kriterien des leichten Lesens angewandt“, erklärt die Projektpartnerin Lotte Woll, die im Sprachheilzentrum Calw unterrichtet. Für blinde Schüler haben sie die Figuren aus der Geschichte mit verschiedenen Materialien gebastelt und so angeordnet, dass die Geschichte durch Ertasten erfahrbar ist.

Das Projekt ist nur eines von 26, das Lehreranwärter der Sonderschulpädagogik am Freitag im Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung im Stuttgarter Westen vorgestellt haben. Der Präsentation ging eine dreimonatige Projektarbeit voraus, die den angehenden Pädagogen wie zwei Seminare angerechnet wird.

Über Tiere gelingt der Zugang zu behinderten Kindern leichter

Bei der Wahl des Themas und der Art der Umsetzung waren sie weitgehend frei. „Wir haben sie nicht an die Hand genommen“, sagt Thomas Stöppler, der Leiter der Abteilung Sonderschulen. „Sie mussten alles selbst entwickeln und umsetzen.“ Allerdings hat es drei Grundelemente gegeben, an denen sich die Auszubildenden halten mussten. „Es sollten Konzepte erarbeitet, die Teamarbeit professionalisiert und außerschulische Partner eingebunden werden“, sagt Thomas Stöppler.

Mit ganz besonderen außerschulischen Partnern hat die Gruppe um Daniela Behrends und Johanna Loebell gearbeitet. Sie haben sich mit Hunden, Pferden und Besuchen im Zoo mit der tiergestützten Pädagogik beschäftigt. „Es geht etwa darum, Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten positive Erlebnisse zu vermitteln“, sagt Loebell. Über Tiere gelinge der Zugang zu diesen Kindern leichter. Bei einem Zoobesuch etwa lernten sie andere Tiere als Hund, Hamster und Kanarienvogel kennen. Zudem könnten sie ihr eigenes Verhalten reflektieren durch die unmittelbare Reaktion eines Tiers – was letztlich soziale Kompetenzen fördere.

Neben der Präsentationen hat eine Gruppe an diesem Tag auch ein Theaterstück mit dem Titel „Fertig“ aufgeführt. Damit sollte das 40-jährige Bestehen des Seminars nochmals gefeiert werden. Mit dem Thema haben die Lehreramtsanwärter ihre Mitschüler auf den Ernst des Lebens vorbereitet. Denn mit der Präsentation ist zwar die Projektarbeit vorbei, aber auch erst einmal die stressfreie Zeit. Im Januar beginnt die Prüfungsphase. Im Juli nächsten Jahres sollen sie ihren Abschluss in der Tasche haben.