Seit fast einem Jahr vermietet Konni Blättner ihre Wohnung in Stuttgart West über das Internetportal Airbnb und hat bislang gute Erfahrungen gesammelt. Dabei waren auch ein paar skurrile Begegnungen dabei, „aber nette“, sagt die Gastgeberin.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Ruhig, zentrumsnah, Massage möglich – mit diesen Schlagworten wirbt Konni Blättner für ihre Wohnung im Stuttgarter Westen, die sie im Internet zur Miete anbietet. 55 Euro kostet die Nacht in der frisch renovierten, eigenständigen Wohnung, die vier Leuten Platz bietet. Um die 60 Inserate findet der Reisende derzeit auf dem Internetportal Airbnb, wenn er eine Bleibe in Zentrumsnähe sucht. Im Schnitt müssen er und seine Begleiter zwischen 50 und 60 Euro berappen, sofern sie keinen Luxusloft von mehr als 100 Quadratmetern suchen.

 

Konni Blättner hat schon um die 40 Gäste aus aller Herren Länder beherbergt. 37 durchweg positive Kommentare haben die Gäste auf Airbnb hinterlassen. Manchmal ergeben sich für Konni Blättner und ihren Mann nette, lustige oder auch denkwürdige Begegnungen – wie die mit dem Amerikaner, der beim Abschied die Asche eines verstorbenen Freundes in Konni Blättners Vorgarten streute. „Er hatte mir erklärt, dass dieser Freund für sein Leben gerne gereist war. Und so hatte seine Witwe bestimmt, dass jeder seiner Freunde, wenn er auf Reisen geht, etwas von seiner Asche mitnehmen und verstreuen solle. So käme der Tote noch ein bisschen herum.“

Eine Massage für den Dirigenten

Oder der Dirigent aus dem usbekischen Taschkent, der als Gast ein großes Stuttgarter Orchester dirigierte. „Er hat uns Freikarten für sein Konzert geschenkt. Es war ein schöner Abend“, erinnert sich die 51-Jährige. Allerdings war der Mann nach getaner Dirigierarbeit am Rücken völlig verspannt. Die Gastgeberin bot dem gequälten Mann eine Massage an, die schließlich unter den Argusaugen von dessen Gattin vollzogen wurde.

Konni Blättner ist gelernte Masseurin und Yoga-Trainerin, die ihr Handwerk in Indien gelernt hat. An Airbnb ist sie auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung geraten. Es war nicht ihre ursprüngliche Absicht, über ein Internetportal ihre Wohnung an fremde Leute zu vermieten. Sie und ihr Mann hatten 2012 die Nachbarwohnung im selben Haus im Stuttgarter Westen gekauft, weil Konni Blättner darin eine Art fernöstliches Gesundheitszentrum einrichten wollte, eine Anlaufstelle in Sachen „Körperenergie“, wie sie es selbst ausdrückt. Blättner hatte nämlich gerade ihr bisheriges Leben umgekrempelt und machte sich mit Schwung daran, sich im neuen einzurichten. 22 Jahre hatte Blättner in einer Werbeagentur in Mitte gearbeitet. Sie verdiente gut und genoss es, im firmeneigenen Mercedes SLK durch die Stadt zu gleiten. Mit fast 50 Jahren schmiss sie hin, ließ sich abfinden und ging erst mal nach Kerala, Südindien. Als zertifizierter Yogi hatte sie bereits Fuß gefasst in der fernöstlichen Lebensphilosophie, nun begann Blättner eine Ausbildung zur Masseurin.

Sie besuchen Mercedes und Porsche

Das mit dem Zentrum für Körperenergie ließ sich aber nicht so schnell umsetzen wie erhofft. Man suchte für die angeschaffte Wohnung eine Zwischenlösung. Da kam Airbnb ins Spiel. Und liest man die Kommentare der Gäste auf dem Airbnb-Portal, macht Konni Blättner offenbar einen guten Job. „Die Gastgeberin war sehr freundlich, hat uns als kleines Willkommensgeschenk sogar ein Brot gebacken und Getränke da gelassen. Alles in allem waren wir sehr zufrieden!“, schreibt zum Beispiel Debora. Die meisten Gäste kommen aus dem benachbarten Ausland und aus Deutschland. Viele Autofans seien darunter, sagt Konni Blättner. „Die besuchen das Mercedes- oder ins Porsche-Museum.“ Hochzeiten und Taufen seien auch ein guter Grund, bei ihr zu nächtigen. Wer nach mehreren Tagen Familienfeier schlapp macht, dem kann eine Massage wieder auf die Sprünge helfen. Konni Blättner massiert übrigens in recht spezieller Technik – mit den Füßen.

Über Airbnb

Gründung
Airbnb ist 2008 von Brian Chesky, Joe Gebbia und Nathan Blecharczyk in San Francisco gegründet worden. Der Name „Airbedandbreakfast“ (Luftmatratze und Frühstück) wurde 2009 verkürzt zu „Airbnb“. Der Internet-Marktplatz für weltweite Buchung und Vermietung von Unterkünften lässt sich mit einem Computerreservierungssystem vergleichen. Privatleute bieten hier ihr Zuhause wie Hotelzimmer Fremden zum Mieten an.

Reichweite
Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben Unterkünfte in 190 Ländern und mehr als 34 000 Städten an. Monatlich werden aktuell etwa eine Million Übernachtungen über Airbnb gebucht. Weltweit bietet das Internetportal circa 800 000 Unterkünfte. Laut Medienberichten ist das Zimmervermittlungsportal mehr als zehn Milliarden Dollar wert.

Kritik
Seit Jahren liegt Airbnb juristisch im Clinch mit der Hotellerie, mit Stadtverwaltungen und Nachbarschaftsverbänden. Die Vorwürfe an Airbnb lauten: illegale Vermietungen und ungleiche Besteuerung. In touristisch attraktiven Städten wie Berlin wird immer lauter beklagt, dass es für Vermieter lukrativer ist, ihre Wohnungen temporär über Airbnb zu vermieten als sich dauerhafte Mieter zu suchen. Das wirke sich spürbar auf den Mietmarkt aus: Die Wohnungsknappheit würde verschärft.