Nach der Bürgermeisterwahl in Bad Ditzenbach blicken der Sieger Herbert Juhn, aber auch der Verlierer Frank Ansorge nach vorn. Ansorge bleibt Rathauschef in Birenbach und glaubt nicht, dass ihm seine Kandidatur allzu lange krumm genommen wird.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Bad Ditzenbach/Birenbach - Für gewöhnlich interessiert es die Bevölkerung von Birenbach nicht über die Maßen, was kommunalpolitisch in Bad Ditzenbach passiert. Am vergangenen Sonntag ist das anders gewesen. Denn Frank Ansorge, der amtierende Rathauschef der Schurwaldgemeinde, wollte neuer Bürgermeister des Kurorts werden, musste aber, wie berichtet, in der Stichwahl doch etwas überraschend seinem Mitbewerber Herbert Juhn den Vortritt lassen.

 

Eine Auszeit, um die Niederlage zu verdauen, wollte sich Ansorge jedoch nicht gönnen. Gleich am Montagvormittag traf er sich mit dem Birenbacher Kämmerer zu einer Besprechung, um dann am Nachmittag in eine Verwaltungsratssitzung zu entschwinden. „Natürlich schmerzt das, aber ich bin es gewohnt, den Kopf wieder hoch zu nehmen“, sagt er. Zudem erwarteten die Bürger völlig zurecht von ihm, dass er sein Geschäft erledige, ergänzt der 48-Jährige.

Ansorge erwartet „keine Komplikationen“

Dass es aufgrund seiner Kandidatur in Bad Ditzenbach zu größeren Komplikationen in der künftigen Zusammenarbeit mit dem Birenbacher Gemeinderat kommen könnte, glaubt Ansorge nicht. „Diejenigen, die schon vorher nicht meine Freunde waren, dürften es jetzt nicht werden. Und an meinem guten Verhältnis zu den anderen, so denke ich zumindest, ändert sich ebenfalls nichts“, prognostiziert er.

Ob das wirklich so sein wird, vermag Heinrich Späth von der Freien Wählervereinigung zwar nicht zu sagen. Er sieht den Ball aber in jedem Fall im Feld des Schultes’ liegen: „Im Ratsgremium und in der Bevölkerung gibt es sicherlich unterschiedliche Ansichten, was die Kandidatur von Herrn Ansorge in Bad Ditzenbach angeht“, erklärt er. Deshalb liege es am Amtsinhaber selbst, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Ich erwarte von unserem Bürgermeister jedenfalls, dass er sich mit Tatendrang und vollem Engagement – und ich betone: mit vollem Engagement – in die Arbeit stürzt“, ergänzt Späth.

In Bad Ditzenbach soll, nach der Personalentscheidung durch den Wähler, ebenfalls rasch die Sacharbeit in den Fokus rücken. Zwar ist noch nicht entschieden, wann genau Herbert Juhn den Amtsinhaber Gerhard Ueding, der Anfang April sein Büro räumt, beerben kann. Der Sieger, der bis jetzt als stellvertretender Leiter des Göppinger Jobcenters tätig ist, freut sich aber schon auf seine neue Aufgabe. „Ich bin sehr guter Dinge und habe viele positive Rückmeldungen auch von Seiten der Gemeinderäte erhalten“, sagt Juhn. Dass von ihm, gerade in Sachen Bürgerbeteiligung, einiges erwartet werde, wisse er. „Genau daran werde ich mich auch messen lassen“, fügt der 52-Jährige hinzu.

Die Kurgemeinde muss Schulden abbauen

Aufgaben gibt es in dem Kurort viele. So muss nicht zuletzt die Verschuldung abgebaut werden. Und auch bei diesem unter Umständen schmerzhaften Sparprozess soll die Bevölkerung mitgenommen werden. Für das Ratsmitglied Otto Lamparter von der Unabhängigen Wählergemeinschaft ist Juhn daher der richtige Mann: „Er kann zuhören und ist sehr bedächtig. Das schadet uns in der aktuellen Situation bestimmt nicht“ stellt er klar.

Seine CDU-Kollegin Eva Schober sieht das ähnlich: „Wir müssen schnell zurück zur Tagesordnung und auf dieser steht der Abbau des kommunalen Defizits.“ Herbert Juhn habe da gute Ansätze und werde Ruhe in die Diskussion bringen, zeigt sie sich überzeugt. Entsetzt ist Eva Schober über den Stichwahl-Sonntag dennoch, zwar nicht über das Ergebnis, wohl aber über die schwache Wahlbeteiligung von 57,9 Prozent. „Ich finde es schlimm, dass die Leute ständig schimpfen, es aber nicht für notwendig erachten ihre Stimme abzugeben.“