Die Sängerin Mary Summer hat viele Projekte. Ihr Ziel ist, die Welt ein Stück weit besser zu hinterlassen. Neben der Arbeit an ihrer ersten CD betreibt sie eine Privatpraxis an der Wagenburgstraße.

S-Ost - Der Mann am Nebentisch spitzte die Ohren. Er musste ein paar Satzfetzen aufgeschnappt haben von dem, was Mary Summer ihrer Freundin riet – geübt darin, den richtigen Ton zu finden, weil sie schon immer diejenige gewesen war, zu der andere gingen, wenn sie nicht weiterwussten. Als die Freundin das Café verlassen hatte, näherte sich der Mann und stellte sich als Lebens- und Krisenberater vor. „Machen Sie das professionell?“, fragte er.

 

Eine Entscheidung für die Vielfalt

Die Antwort war ein Nein – zum damaligen Zeitpunkt. Summer war noch Schülerin und steuerte auf eine Karriere als Sängerin zu, tat das im Prinzip seit dem ersten Soloauftritt als Zweitklässlerin auf einem Dorffest im heimatlichen Uhlbach. Der Gesang, der Jazz, der Soul und der Swing bestimmten ihr Leben, Summer gehörte unter anderem dem Ensemble der Jungen Oper an und hatte mit 18 Jahren ihre erste eigene Band. Doch die Freude an der Kommunikation mit ihren Mitmenschen und der Wunsch, dort zu helfen, wo Hilfe nötig ist, beschäftigten sie gleichermaßen. Summer studierte nicht Gesang, sondern Sozialpädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie.

Es war keine Entscheidung gegen die Musik, sondern eine für die Vielfalt. Die junge Frau, Jahrgang 1990, ist nicht für einen standardisierten Büroalltag geschaffen. „Mein Leben soll ein Kunstwerk sein“, sagt sie – ein buntes obendrein. Das verlangt Energie und Aktivität. Und so gibt es mehrere Mary Summers. Da ist die Sängerin, die an ihrer ersten CD arbeitet, Titel: „Lebenskunst“. Da ist die psychologische Beraterin mit eigener Privatpraxis namens „Re’JOYourlife“ an der Wagenburgstraße. Und da ist die Vorsitzende und Gründerin des Vereins Music for Life. Die gemeinnützige Organisation kümmert sich seit 2011 um Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen, bis dato waren es etwa 300.

Die Welt ein Stück weit besser machen

Summer und ihr Team sind in Deutschland, Kenia und Südafrika aktiv. Das Ziel: Heranwachsenden Wertschätzung entgegenbringen und sie darin unterstützen, unentdeckte Talente zu entwickeln. Musik ebne den direkten Weg zur Seele – davon ist Summer aus eigener Erfahrung überzeugt: „Die Musik gibt mir Kraft. Wenn ich singe, komme ich auch mit Krisen besser klar.“

Ihr jüngstes Projekt ist bisher nur eine Vision. „Unite for Paradise“ soll „eine konstruktive Vernetzung von Sozialem mit Politik und Wirtschaft für mehr globale und soziale Verantwortung“ sein. In Form einer Stiftung sollen Menschen für einen festen Zeitraum ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Befreit von der Sorge, ihr täglich Brot finanzieren zu müssen, sollen sie stattdessen ihre hehren Projekte verfolgen und Unternehmen gründen, die nichts anderes zum Ziel haben, als die Welt ein Stück weit besser und die Menschen glücklicher zu machen.

Das ist, was Mary Summer antreibt, was sie darüber sprechen lässt, dass mit Willen, Überzeugung und Ausdauer alles möglich ist – und dass Licht und Schatten einander bedingen. Sie wuchs in einer Adoptivfamilie auf, „weil meine leibliche Mutter nicht die Unterstützung hatte, die sie gebraucht hätte“. Das hat sie geprägt: Wer die Welt verändern will, müsse bei sich selbst beginnen, sagt sie. Letztlich sei alles, was man für sich und andere tue, auch eine Suche nach dem eigenen Glück. „Das Leben kann jeden Tag vorbei sein“, sagt sie. „Ich möchte irgendwann einmal zurückblicken und sagen: Ich habe das Beste daraus gemacht.“