Die nächste Spielzeit hat Klang: Im Alten Schauspielhaus in Stuttgart ist das Musical „Cabaret“ zu erleben. Die nächste Spielzeit an den Stuttgarter Schauspielbühnen hat allerdings noch einiges mehr zu bieten.

Stuttgart - Manfred Langner, der Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, verknüpft den Ausblick auf die nächste Spielzeit, die seine vorletzte ist, mit einer Bestandsaufnahme: Mit jährlich 200 000 Besuchern und 12 000 Abonnenten bleiben das Alte Schauspielhaus und die Komödie im Marquardt das bestbesuchte Sprechtheater Baden-Württembergs. Ein weiterer Grund zur Freude: Wie diese Zeitung schon vermeldet hat, wurde „Ein Tanz auf dem Vulkan“ zu den Privattheatertagen Hamburg geladen. Dass die Produktion für den Monica-Bleibtreu-Preis nominiert ist, ist ein Erfolg, den sich Langner als Regisseur ans Revers heften darf. Auch „Faust I“, unter der Regie des Briten Ryan McBryde, kam gut an. „Diesen Knüller für Alt und Jung nehmen wir in der nächsten Spielzeit wieder auf“, sagt Langner. Zudem erwarten das Publikum Neuinszenierungen und einige Uraufführungen.

 

„Theater soll so vielfältig wie die Welt sein“, bekennt Langner. „Themen im Programm sind Ausgrenzung, Neofaschismus, Energieversorgung und Religion.“ Im Alten Schauspielhaus beginnt die Spielzeit 2017/18 mit Dieter Fortes „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“. Dem komplexen Stoff widmet sich der Intendant persönlich. „Dieser kritische Kommentar zum Reformationsjubiläum mit einem ungeschönten Luther-Bild hat viel mit Globalisierung zu tun“, weiß Langner. Um Religion und Toleranz geht es auch in „Geächtet“. Das 2013 mit dem Pulitzerpreis prämierte Erstlingswerk des US-Amerikaners Ayad Akhtar steht in der Tradition von Ferdinand von Schirachs „Terror“-Erfolg. Karin Boyd, die lange am Berliner Maxim-Gorki-Theater spielte, im Film „Mephisto“ an der Seite von Klaus Maria Brandauer zu sehen ist und längst auch Regie führt, steht für die Inszenierung gerade.

Spielstätte im Fernsehturm wird wiederbelebt

Für Kontinuität steht das Musical „Cabaret“, 1966 in New York uraufgeführt und 1972 mit Liza Minnelli und Michael York in den Hauptrollen verfilmt. Das im Berlin der 1930er Jahre angesiedelte Musical knüpft zeitlich und thematisch an die Zwanziger-Jahre-Revue „Ein Tanz auf dem Vulkan“ an. Der Oberspielleiter Ulf Dietrich wird von Andrew Hennan unterstützt, der als Musikalischer Leiter fungiert. Mit von der Partie: Vasiliki Roussi. Die in Stuttgart aufgewachsene Darstellerin, die als Edith Piaf beeindruckte, wird mit einem Chanson-Abend zudem eine Art Zugabe im Theater über den Wolken geben. Diese wird in der nächsten Spielzeit wiederbelebt. Am Fuß des Fernsehturms wird zudem das Restaurant Leonhardts bespielt.

Max Tidof kehrt als Schurke ans Alte Schauspielhaus zurück, wo er zuletzt Picasso war. Nun übernimmt der Mime mit Kino- und Fernseherfahrung die Titelrolle in Shakespeares „Richard III.“ Manfred Langner führt Regie und will die Handlung in eine nachzivilisierte Welt verlegen.

Energie und deren Gewinnung – diese heißen Eisen packt Alistairs Beatons brandneue Polit-Satire „Fracking“ in der Regie von François Camus an. Camus inszenierte unter anderen das Stück „Mondlicht und Magnolien“.

Vergangenes gegenwärtig erscheinen lassen

Als „literarische Kostbarkeit“ bezeichnet Langner Thomas Manns Roman „Lotte in Weimar“. Der derzeit als Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin tätige John von Düffel hat den Stoff für die Bühne bearbeitet und sich für das Hamburger Thalia-Theater sowie für das Schauspielhaus Düsseldorf bereits mit Manns „Buddenbrooks“ und „Josef und seine Brüder“ befasst. Von Düffel setzt mit „Lotte in Weimar“ bei Goethes Liebesgeschichte zwischen Werther und Charlotte an und lässt längst Vergangenes ganz gegenwärtig erscheinen. Gemeinsam mit Ulf Dietrich bringt Manfred Langner am Ende der Spielzeit mit „Bye bye, Baby“ ein eigenes Stück zur Aufführung. Auf recherchierten Fakten basierend beleuchtet es die letzten Stunden von Marilyn Monroe.

Musikalisches und Schwäbisches punkten im Programm der Komödie im Marquardt. Mit Ken Ludwigs Verwechslungsreigen „Das Geheimnis der drei Tenöre“ halten dort Opernarien Einzug. Brandon Thomas’ Evergreen „Charleys Tante“ kommt in der schwäbischen Fassung der Stuttgarter Autorin Monika Hirschle auf die Bühne. Der Wiener Regisseur und Ausstatter Stephan Bruckmeier, früher am Theater Rampe, bringt „’Em Charley sei Tante“ in Bezug zum arabischen Raum. Schwäbisch schwätzt man auch in „Ein Strumpfband seiner Liebeslust“. Tobias Bungter, der seit seiner Heirat Goldfarb heißt, wurde gebeten, Kommissar Holzapfel aus „Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes“ wiederzubeleben.

Nach Florian Battermanns „Honig im Kopf“ nach dem Kinofilm von Til Schweiger heißt es dann: „Höchste Zeit!“. Das neue Vier-Frauen-Musical übers Heiraten ist die Fortsetzung von „Heiße Zeiten“ und stammt von den Autoren Tilmann von Blomberg, Carsten Gerlitz und Katja Wolf, die selbst Regie führt.

Für Kinder ab fünf Jahren macht Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ die Bühne im Marquardt unsicher. Der Sams-Regisseur Christian Sunkel-Zellmer macht das Stück, wie es ihm gefällt.