Ein Schweizer Magazin hat einen Gesteinsabbruch im Salzbergwerk Heilbronn publik gemacht. Dort lagern gefährliche Abfälle.

Hielbronn - Heilbronn ist nicht Gorleben – aber wenn es um kritische Mülleinlagerungen im Salzbergwerk Heilbronn der Südwestsalz AG geht, stehen die Zeichen auch hier auf Alarm. Das zeigt sich jetzt wieder, nachdem durch einen Artikel im Schweizer Verbrauchermagazin „Beobachter“ bekannt wurde, dass es einen Gesteinsabbruch gegeben hat. Gesteinsmassen von mehreren Tonnen liegen jetzt auf eingelagerten Abfällen.

 

Die Südwestsalz hat den Vorfall zunächst nicht kommuniziert. In einer Stellungnahme heißt es dazu, dass die heruntergebrochenen Gesteinsschichten in einer alten Deponiekammer entdeckt worden seien, als die Kammer für eine Verfüllung vorbereitet wurde. Der Langzeitsicherheitsnachweis sei nach dem jetzigen Kenntnisstand von der Behörde nicht in Frage gestellt worden, teilte die Südwestsalz mit. Die Einlagerung von Abfällen ist ein wichtiger Teil des Kerngeschäftes der Salzwerke. Im letzten Geschäftsbericht heißt es dazu: „Der Geschäftsbereich Entsorgung erzielte im ersten Halbjahr 2012 mit 17,2 Millionen Euro trotz verminderter Einlagerungsmengen einen Umsatz vergleichbar mit dem Wert des Vorjahres.“

Ein langjähriger Kunde der Salzbergwerke AG sind die Schweizer Kantone, sie liefern seit etwa 20 Jahren jährlich 20 000 Tonnen Müll nach Heilbronn. Im „Beobachter“ ist zwar von einer „Giftmülldeponie“ die Rede, für Heilbronn lautet die Formulierung „Sondermülldeponie“. Für deren „Langzeitsicherheitsnachweis“, Voraussetzung für die Lagerung gefährlicher Abfälle, ist das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg zuständig. Eine EU-Richtlinie vom November 2010 verlangt die regelmäßige Überprüfung.

Schon vor einem Jahr „beunruhigende Messergebnisse“

Dennoch zeigen sich die Schweizer und ihr Bundesamt für Umwelt irritiert. Sie begleiten die Mülleinlagerungen in Heilbronn schon länger kritisch. Schon vor einem Jahr soll es „beunruhigende Messergebnisse“ gegeben haben, wegen derer das Bundesamt damals die deutschen Behörden aufgefordert habe, die Sicherheit der Deponie nachzuweisen. Die Daten seien erst nach mehrmonatigem Tauziehen geliefert worden. Ein Sprecher des Bundesamtes hat angekündigt, die Lieferungen nach Heilbronn zu stoppen, falls die neuen Sicherheitsangaben einer externen Begutachtung nicht standhalten.

Auch in der Schweizer Öffentlichkeit wird der Müllexport kritisch gesehen. Das Magazin zitiert unter anderen Rainer Bunge, Professor für Umwelttechnik an der Hochschule Rapperswil, der die Verschwendung wertvoller Ressourcen anprangert: Der Abfall sei voller Wertstoffe. Die empfindlichen Reaktionen auf die Sondermülldeponie im Salzbergwerk sind auch Teil ihrer Geschichte. Erst 2012 hatte man zugeben müssen, dass 2000 Tonnen schwach radioaktiver Abfall eingelagert sind – darunter befinden sich leicht radioaktive Abfälle aus den Meilern Biblis, Gundremmingen und Philippsburg. Laut der Südwestsalz AG sind die Salzstollen seit 240 Millionen Jahren trocken. Die Abfälle liegen etwa 250 Meter unter Tage. Wenn eine Kammer voll ist, wird sie unzugänglich gemacht.