Max Schrems verklagt Facebook. Er ist damit mutiger als Europas Politiker – und weist auch auf einen Aspekt hin, der noch wichtiger ist als das Datensammeln, findet Jan Georg Plavec.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Wien - Drastischer als der Datenschutzaktivist Max Schrems in seiner Klageschrift gegen Facebook kann man Kritk an dem Onlinenetzwerk kaum formulieren. Der Vorwurf: Facebook stellt sich beim Datensammeln und -verarbeiten über nationales und europäisches Recht und gibt seine Daten sogar an den US-Geheimdienst weiter. Bemerkenswert ist, dass sich die Klageschrift auch auf die Verarbeitung der gesammelten Daten bezieht – die ist nämlich viel wichtiger als das bloße Datensammeln. Facebook ist nur eines von vielen Unternehmen, die damit Geld verdienen, Menschen in Schubladen zu stecken: um Werbung zu verkaufen, wie es auch Google tut, um Versicherungspolicen zu bepreisen oder um die Bonität eines möglichen Kreditnehmers einzuschätzen.

 

Bisher gelten die Formeln, mit denen Unternehmen Daten auswerten, als Geschäftsgeheimnis. Was aus Sicht der Firmen nachvollziehbar ist, kann in einer von Big Data getriebenen Welt für den Einzelnen schwerwiegende Folgen haben – Facebook und andere können sich ja auch verrechnen. Dagegen den langwierigen juristischen Weg zu gehen, ist richtig. Schrems und seine Nebenkläger sind in dieser Sache mutiger als Europas Politiker und die für Facebook zuständige irische Datenschutzbehörde. Sie tun in dieser Sache bislang zu wenig für den Schutz europäischer Bürger.