Der Wirbelsturm Sandy hat nicht nur an der Ostküste der USA gewütet, sondern auch in der Karibik. Susanne Scholaen von der Welthungerhilfe erzählt im Interview, wie die Menschen in Kuba mit den verheerenden Folgen zu kämpfen haben.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)
Stuttgart/Kuba – Die Stuttgarterin Susanne Scholaen arbeitet seit 2009 für die Deutsche Welthungerhilfe in Kuba. Auch dort hat der Wirbelsturm Sandy eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Im StZ-Interview erzählt Scholaen, wie es den Menschen auf der Karibikinsel geht.
Frau Scholaen, Kuba ist ein sturmerprobtes Land. War Sandy da überhaupt etwas besonderes?
Hier im Osten der Insel kann sich niemand daran erinnern, jemals einen solch starken Sturm erlebt zu haben. Von 1,8 Millionen Menschen in der Provinz Santiago waren 1,2 Millionen ohne Wasser und Strom – viele sind es jetzt immer noch. Die Schäden sind weit höher als bei anderen Hurrikans. 137 000 Häuser sind beschädigt, 43 000 ohne Dach. Das ist jetzt, wo die kühle Jahreszeit beginnt, besonders dramatisch.

Was ist bei alledem das Schlimmste ?
Es sind auch mehr als 150 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche zerstört worden. Ein Großteil diente dem Anbau von Kochbananen, die sind hier ein Grundnahrungsmittel. Es hat nun im ganzen Land Aufrufe zu Noternten gegeben, damit die Menschen hier versorgt werden. Im Augenblick läuft das ganz gut, aber in ein paar Wochen können die Lebensmittel schon knapp werden.

Wann wird sich die Lage wieder beruhigen?
Es geht langsam voran. Seit Donnerstag sind die Schulen wieder geöffnet, auch wenn 30 Prozent der Bildungseinrichtungen beschädigt sind. Es gibt jetzt Notstromaggregate von der Regierung, damit die Menschen ihre Handys wieder aufladen und sich mit Nachrichten versorgen können. Aber bis alles wieder seinen gewohnten Gang geht, wird es noch lange Zeit brauchen. Und es ist, wie es immer ist: Die Häuser der Ärmsten sind auch am schlimmsten zerstört.