Weil eine Generalsanierung des Mineralbad Bergs zu teuer wäre, ist nun ein Freibadbetrieb nur in den Sommermonaten im Gespräch.  

Stuttgart - Im Dezember 2008 fiel im Bäderausschuss des Gemeinderats ein Grundsatzbeschluss zur Generalsanierung des Mineralbads Berg. Doch weil sich bald darauf abzeichnete, dass die Modernisierung deutlich teurer als vermutet werden würde, verordnete sich die Stadt eine Denkpause. Nach einer neuen Studie ist die Generalsanierung nun wohl endgültig vom Tisch. Stattdessen ist ein Mineralfreibad allein für die Sommermonate im Gespräch. Auch das Konzept mit Hotel und Wohnbebauung für ein benachbartes Grundstück ist seit gestern wieder in Frage gestellt. Die Grünen wollen Teile des Quartiers an Baugemeinschaften vergeben - und fanden für den Vorschlag Unterstützung.

 

Wenn es um das Mineralbad Berg geht, dulden eingefleischte Anhänger keine halben Sachen. Das haben der Bürgermeister Michael Föll und die Mitglieder des Gemeinderats verinnerlicht. Ein "schwieriges und sensibles" Thema nannte Föll die Diskussion um die Sanierung, fraktionsübergreifend bliesen die Stadträte ins selbe Horn. Dennoch besteht nach Vorstellung einer Studie der Projektsteuerungsgesellschaft Quadratus Einigkeit darin, dass eine Generalsanierung nicht in Frage kommt. Statt der ursprünglich veranschlagten 16 Millionen Euro würden die Investitionskosten neuen Berechnungen zufolge 27,3 Millionen Euro betragen - und die Refinanzierung ist praktisch ausgeschlossen. Denn selbst ein modernisiertes Mineralbad Berg werde wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Mineralbädern Leuze und Cannstatt einen jährlichen Betriebsverlust von drei Millionen Euro einfahren, heißt es.

Genaue Zahlen liegen erst mit den Entwürfen vor

Quadratus hat zwei Vorschläge als Ersatzlösungen vorgelegt. Beide sehen einen Abriss der stark sanierungsbedürftigen Innenbereiche und eine Auslagerung von Sauna und Massagen auf die benachbarten Bäder vor. Entstehen würde stattdessen ein innerstädtisches Freibad allein für die Sommermonate. In der abgespeckten Variante rechnet das Stuttgarter Büro mit Kosten von 10,35 Millionen Euro und einem jährlichen Defizit von 870.000 Euro. Für die erweiterte Variante mit einem zusätzlichen Warmwasseraußenbecken und einer Aufwärmhalle müssten etwa 14,2 Millionen Euro aufgebracht werden. Das jährliche Defizit würde dann 1,27 Millionen Euro betragen. Genaue Zahlen lägen erst mit den entsprechenden Entwürfen vor.

"Wirtschaftlich betrachtet", sagte FDP-Fraktionschef Bernd Klingler "müsste man das Bad eigentlich von heute auf morgen schließen." Angesichts des historischen Wertes des Mineralbads werde das freilich nicht geschehen. Seine Kollegen von der CDU und den Grünen, Alexander Kotz und Werner Wölfle, erbaten sich derweil Vorschläge für eine weitere Variante, die eine ganzjährige Nutzung des Freibades möglich macht. Realisiert werden soll die Modernisierung laut Michael Föll in den Jahren 2013 oder 2014, im September wird das Thema erneut in den Ausschuss kommen.

FDP und Grüne haben das Hotel in Frage gestellt

Dann soll auch wieder über das Nachbargrundstück gesprochen werden, auf dem einem Konzept zufolge, das nach intensiver Planung entstanden ist, unter anderem ein Viersternehotel und eine Wohnbebauung entstehen soll. FDP und Grüne haben das Hotel in Frage gestellt. Am Donnerstagnachmittag hatten die Grünen einen Antrag eingereicht und darin vorgeschlagen, in dem Bereich Bauplätze für Baugemeinschaften in Erwägung zu ziehen. Eine laufende Ausschreibung auf dem ehemaligen Messegelände Killesberg zeige, wie groß der Bedarf sei. Dort hatten sich 51 Gruppen auf drei Plätze beworben.

Finanzbürgermeister Föll trat dem entgegen und warb zusammen mit der CDU-Fraktion eindringlich dafür, das bestehende Konzept auf den Weg zu bringen. Man habe lange daran gefeilt und viele Wünsche auch von Berger Bürgern berücksichtigt. Föll befürchtet, die Investoren durch neuerlich veränderte Verhältnisse abzuschrecken. "Wir würden wieder von ganz vorne anfangen", sagte er. Weil SPD und SÖS/Linke aber den Vorschlag der Grünen unterstützten und auch die FDP sich dafür aussprach, die Sommerpause zum Nachdenken zu nutzen, lenkte Föll ein.