Die Bauarbeiter haben den Zeitplan für die Sanierung des Goethe-Gymnasiums gerissen, aus dem Wiedereinzug in den Sommerferien wird wohl nichts. Der als Ausweichquartier genutzte Betonbau am Campus soll trotzdem im Herbst 2019 geschlossen werden.

Ludwigsburg - Der Wiedereinzug der Goethe-Gymnasiasten in das Stammhaus an der Seestraße wird sich wohl verzögern. Kurz vor dem Endspurt haben die Bauarbeiter in dem Bau weitere Schadstoffe entdeckt, die aufwendig entfernt werden mussten. Am geplanten Datum für den Abriss des als Ausweichquartier genutzten alten Fachklassentraktes am Innenstadtcampus soll das jedoch nichts ändern. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Mai hatte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried auf Drängen von Eltern und Lehrern zugesagt, dass das schadstoffbelastete Gebäude zum Ende des Schuljahres 2018/19 geräumt werde. Der Schulausschuss des Ludwigsburger Gemeinderats hat dem am Mittwoch zugestimmt.

 

Zu Jahresbeginn waren die Elternvertreter der drei Innenstadtgymnasien informiert worden, dass in den 21 Räumen des alten Betonbaus erhöhte Werte von PCB gemessen worden seien. PCB ist die Abkürzung für Polychlorierte Biphenyle, eine – wie man heute weiß – giftige Chlorverbindung. Die Analyse war angeordnet worden, nachdem mehrere Lehrer über Kopfschmerzen, Übelkeit und Reizungen der Schleimhäute geklagt hatten. Nach Aussage der Chemiker variierten die Schadstoffwerte in den Klassenräumen zwischen 300 und 700 Nanogramm pro Kubikmeter Luft.

Totgesagte leben länger

Das Gesundheitsamt hatte daraufhin erklärt, dass mit den gemessenen PCB-Werten „keine akuten Gesundheitsgefahren“ einhergingen. Trotzdem empfahl die Behörde, die Werte durch kurzfristige Maßnahmen dauerhaft möglichst niedrig zu halten. Der Fachbereich Bildung und Schule hatte daraufhin veranlasst, dass die Räume in dem alten Bau täglich gelüftet werden.

Diese Praxis werde auch weiterhin beibehalten, versicherte Seigfried. Außerdem sei beabsichtigt, schon im kommenden Schuljahr zehn Klassenzimmer im Fachklassentrakt zu schließen. So viele Räume könne man anderweitig finden. Die Schulen seien angehalten, die Stundenpläne so zu konzipieren, dass sich die Schüler, die noch bis 2019 in den verbleibenden 11 Räumen unterrichtet werden müssten, möglichst nur stundenweise dort aufhalten müssten. „Es ist klar, die Räume sind nutzbar und wir benötigen sie noch“, sagte Seigfried. „Aber das Haus wird abgerissen.“

Der alte Fachklassentrakt, der schon 2008 – nach der Fertigstellung des neuen – abgerissen werden sollte, war seither als Interimsdomizil genutzt worden. Die Neubauten und Sanierungen von Schulen hätten anders nicht realisiert werden können, sagt Seigfried. 2019 aber entspanne sich die Situation. Weil bis dahin auch die Bauphase zwei am Goethe-Gymnasium (gemeint ist die Sanierung des Gebäudes an der Alleenstraße) abgeschlossen sei, sei man nicht länger auf den alten Bau angewiesen.

Mit der Bauphase Goethe-Gymnasium zwei soll laut Plan in diesem Herbst begonnen werden. Zuvor allerdings sollte die im Sommer 2015 gestartete Bauphase eins (Sanierung des großen Haupthauses an der Seestraße) abgeschlossen sein. Das hieße auch: vom Schuljahr 2017/18 an werden die Schüler des Goethe-Gymnasiums wieder im Haus an der Seestraße unterrichtet.

Zeitplan wird gerissen

Gabriele Barnert glaubt nicht, dass dieser Termin noch zu halten ist. „Es gab Probleme mit Farbanstrichen und Verputz“, sagt die die stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Hochbau und Gebäudewirtschaft. Man habe festgestellt, dass die Anstriche Schadstoffe enthielten, folglich mussten sie aufwendig von Experten entfernt werden. „Wir sind jeden Tag vor Ort, um die Arbeiter anzutreiben“, sagt Barnert.

Verschiebe sich der Umzugstermin für das Goethe-Gymnasium, heiße das aber noch nicht zwangsläufig, dass Bauphase zwei nicht bis 2019 abgeschlossen sein werde, versicherte Seigfried. Hierfür gebe es ausreichend zeitliche Puffer. Aber auch wenn alle Stricke rissen, am Termin für den Abbruch des alten Fachklassentraktes werde das nichts ändern.