Feuerbach muss nicht nur zwei Jahre auf das Hallenbad verzichten, sondern sogar zweieinhalb Jahre. Und das Bad ist schon dicht, obwohl noch lang nicht gearbeitet wird. Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau spricht sich, das Hochbauamt und die Bäderbetriebe aber von Fehlern frei.

Stuttgart - Die Sanierung des Hallenbads in Feuerbach wird immer mehr zum Politikum. Probleme rund um die Ausschreibung der Arbeiten lassen die Schließzeit von 24 auf voraussichtlich 30 Monate anwachsen und die Freien Wähler beklagen inzwischen eine Serie von Pannen. Stuttgarts Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) steht daher unter Erklärungsdruck, will sich aber nicht in die Defensive drängen lassen.

 

Thürnau sieht „kein Fehlverhalten im Hochbauamt, Bäderbetrieb oder Technik-Referat“, sagte er jetzt dieser Zeitung. Nur so viel wolle er vorweg sagen: Demnächst werde er umfassend auf diverse Anträge der Gemeinderatsfraktionen antworten.

Schulen und Vereine sitzen auf dem Trockenen

Wer immer oder was immer dafür verantwortlich ist: Die Badsanierung in Feuerbach ist zum Ärgernis für viele geworden. Unter anderem für Rolf Schneider, Präsident der Sportvereinigung Feuerbach, dem die lange Durststrecke bis zum Ende der Badsanierung großes Kopfzerbrechen bereitet. Denn der Verein hatte das Bad, das von Ende Juli an im Hinblick auf die Sanierung dauerhaft geschlossen blieb, bisher an 22 Stunden in der Woche genutzt – was eigentlich auch schon zu wenig sei, so Schneider.

Viele Schulen werden während der Schließzeit keinen Schwimmunterricht geben können, hat das Schulverwaltungsamt erklärt. Thürnau, der seit August auch für die Bäderbetriebe verantwortlich ist, will mit Sportbürgermeister Martin Schairer (CDU) und Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) über die Zeitfenster für die Schulen und Vereine zur Nutzung von Wasserflächen in Stuttgart reden. Erste Ergebnisse hat er für Mitte 2017 avisiert.

Vier Fraktionen pochen auf Debatte

Im Stuttgarter Rathaus wollen aber vier Fraktionen sehr schnell über die Sanierungsmisere in Feuerbach und die Folgen für die Vereine und die Schulen reden. Die Sanierung scheine sich zum zeitlichen „Trauerspiel“ zu entwickeln, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von CDU, Grünen und SPD. Darin beklagen die großen Fraktionen, dass das Vorhaben sich wegen „Fehlern in der Ausschreibung“ verzögere, dass trotz Schließung des Bades drei Monate keinerlei Arbeiten stattgefunden hätten und dass die Kosten – zuletzt auf rund 12,5 Millionen Euro geschätzt – sich bereits erhöht hätten. Die Fraktionen fragen auch nach den „Verantwortlichkeiten für das Bau- und Zeitmanagement“.

Die Freien Wähler finden: „Eine Panne jagt die nächste“. Sie erinnern daran, dass ursprünglich Mitte 2015 mit der Generalsanierung hätte begonnen werden sollen. Die Bäderbetriebe seien immer wieder gebeten worden, rechtzeitig Ersatzlösungen für die Vereine und Schulen zu suchen.

Freie Wähler kritisieren verfrühte Schließung

Auch die letzte „Panne“ wird von den Freien Wählern in den Blick genommen: Ein Bieter, der nach der europaweiten Ausschreibung nicht zum Zuge gekommen war, klagte. Jetzt muss die Ausschreibung wiederholt werden. Die vom Hochbauamt gewählte Vorgehensweise bei der ersten Ausschreibung habe das Streitpotenzial über die angemessene Wertung der Zuschlagskriterien erhöht, räumte die Amtsleitung ein. Aber die Vorgehensweise habe man nicht grundlos gewählt. Neben dem Angebotspreis nahm man damit die Qualität der Ausführung der Arbeiten stärker ins Visier. Das geschah im Blick darauf, dass es in diesem Bad künstlerisch wertvolle Glasarbeiten des 1981 gestorbenen Künstlers HAP Grieshaber gibt.

Die Freien Wähler stört nicht nur dieser „Verfahrensfehler“. Sie glauben auch, dass das Bad verfrüht, nämlich vor dem Fristende für Bietereinsprüche, geschlossen worden ist – und dass die Suche nach Alternativen für die Vereine und die Schulen verbummelt worden sei. Die Stadträte möchten auf all dies Antworten haben, wenn der Bäderausschuss des Gemeinderats das nächste Mal am Freitag, 25. November, tagt.