Mit einem Verwaltungskniff erhofft sich der Vaihinger Bezirksbeirat, Geld für die Sanierung des Vaihinger Stadtkerns zu bekommen. Der Bereich vom Bezirksrathaus bis zum Bahnhof soll ein Sanierungsgebiet werden.

Vaihingen - Die Bezirksbeiräte freuen sich: Der Vaihinger Ortskern soll schöner werden, und endlich stehen die Chancen auf einen großflächigen Umbau gut. Das liegt an einem Verwaltungskniff, den der Bezirksbeirat gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung ausgetüftelt hat. Sie möchten das Gebiet vom Bezirksrathaus über den Vaihinger Markt bis zum Bahnhof zu einem Sanierungsgebiet machen. Der Ausschuss für Umwelt und Technik stimmte nun dem Antrag zu, die Innenstadt auf Sanierungsmöglichkeiten zu untersuchen – ein erster wichtiger Schritt im Verwaltungsprozedere.

 

Seit Jahren fordern die Beiräte Geld für eine Sanierung – bisher erfolglos. Daher musste ein neuer Plan her, und die Idee hinter dem Antrag ist clever: Das Gebiet vom Rathaus bis zum Bahnhof wird nun in sogenannten „vorbereitenden Untersuchungen“ nach dem Baugesetzbuch §141 überprüft. Bis Oktober 2016 listet ein Planungsbüro die Probleme des Ortskerns auf. Auf dieser Basis stellt das Regierungspräsidium einen Förderantrag an das Land Baden-Württemberg. Im Frühjahr 2017 steht fest, ob der Ortskern ein Sanierungsgebiet wird. Im Klartext weiß der Bezirksbeirat in einem Jahr, ob für einen schöneren Vaihinger Ortskern Geld fließen wird oder nicht. Dass sie diesen Kniff erst jetzt genutzt haben, erklärt der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt mit der eigenen Unwissenheit. Die Stadt habe den Bezirksbeirat informiert, dass ein solches Verfahren möglich sei.

An Ideen, was saniert werden soll, mangelt es im Bezirksbeirat nicht. Ganz oben auf der Liste steht der Vaihinger Markt. „Die Bodenplatten sind ein Problem, sie gehen durch die Anlieferungswagen kaputt; ständig sind dort kleine Baustellen“, klagt der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt. Doch auch abseits des Bodens besticht der Platz nicht durch moderne Architektur. Stattdessen dominieren das Bild leere Plätze und ältere Gebäude in Brauntönen. „Wir müssen aufhören, einzelne Steine auszubessern; ein Konzept muss her“, fordert der CDU-Bezirksrat Ulrich Bayer. Eine von vielen Überlegungen ist daher ein komplett neuer Bodenbelag und ein belebterer Innenbereich. Das könnte man erreichen, indem einige Eingänge – zum Beispiel der Eingang zur Stadtbibliothek – nach innen verlegt werden. Auch neue Sitzgelegenheiten sind im Gespräch. „Wichtig ist, dass Passanten dort verweilen möchten“, sagt Bayer.

Das geplante Sanierungsgebiet geht allerdings über den Fußgängerbereich hinaus. Eyüp Ölcer von den freien Wählern möchte den Stadtpark in Angriff nehmen und die Fläche mit Sportgeräten aufwerten – zum Beispiel mit einer Kletterwand oder mit Basketballkörben. Außerdem fordert er eine bessere Verbindung für Fußgänger vom Bahnhof zum Stadtpark und dem Vaihinger Markt. Auch der Bahnhofsvorplatz gehört zum Gebiet; neue Fahrradständer sind dafür geplant. Weitere Ideen hat der Bezirksbeirat bereits in einem Workshop mit dem Bürgern gesammelt.

Ob die zahlreichen Vorschläge nur Konzepte bleiben, hängt von der Fördersumme ab. Allein die aktuelle Analyse kostet rund 30 000 Euro. Allerdings wird dieser Beitrag zu großen Teilen zurückerstattet, sollte der Vaihinger Ortskern von 2017 an ein Sanierungsgebiet werden. Die Höhe der Fördersumme ist unklar. „Bei diesen Anträgen liegt sie meist zwischen 1,5 bis 2,5 Millionen Euro“, sagt Matthias Bertram vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Er schätzt die Chancen gut ein, dass dieses Geld tatsächlich fließt: „In Vaihingen sind die städtebaulichen Missstände so gravierend, dass man das in Angriff nehmen muss.“