Grundschüler haben sich als Stadtteilforscher aufgemacht, Ideen für ein schöneres und sichereres Kaltental zu sammeln. Dabei haben sie Missstände aufgedeckt, die so manchem Erwachsenen entgangen sind.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Kaltental - Den Anna-Scheufele-Platz kennen die Kinder gut. Auf dem Fest, das jeden Sommer dort stattfindet, sind sie alle schon gewesen. Als die kleine Gruppe am Dienstagnachmittag an dem Platz vorbeiging, hat er ihnen allerdings nicht gefallen. „Da hängen ja noch die Tannenzweige von Weihnachten!“, fiel einem der Jungen auf. Überhaupt sehe der Anna-Scheufele-Platz recht trostlos aus. „Es wäre schön, wenn sich jemand um die Pflanzen kümmern würde.“ Da waren sich die Grundschüler einig und schrieben ihr Anliegen gleich auf. Außerdem wünschten sie sich Spiel- und Klettermöglichkeiten auf dem Platz an der Frechstraße.

 

Die Kinder haben sich von der Grundschule aus in Kleingruppen auf den Weg gemacht, um bei einem Rundgang Missstände im Stadtteil aufzuzeigen und Verbesserungsvorschläge zu sammeln. Die Kinderbeteiligung wurde vom Jugendamt zusammen mit dem Schülerhaus und dem Stadtplanungsamt organisiert. Die Ergebnisse sollen in die vorbereitenden Untersuchungen zum Sanierungsgebiet aufgenommen werden. „Kinder haben einen ganz anderen Blickwinkel“, erläuterte Ulrike Kieninger vom Jugendamt. „Sie sehen Missstände, die die Erwachsenen so nicht sehen.“ Aus diesem Grund sei es so wichtig, auch die kleinen Bürger zu befragen und ihre Vorschläge aufzunehmen. „Wir nehmen die Wünsche der Kinder ernst“, ergänzte Kristin Seifert vom Büro „STEG Stadtentwicklung“, welches mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt wurde.

Die Treppe zur Schwarzwaldstraße ist wenig einladend

Generell, sagten die Kinder noch vor den Rundgängen, wohnen sie gerne in Kaltental, „weil alle meine Freunde hier sind“, sagte ein Mädchen. „Weil wir im Garten hinter dem Haus spielen können“, ergänzte ein anderes. Allerdings hatten die Schüler auch etwas zu kritisieren: „Es ist manchmal langweilig. Es kommt nichts Neues“, sagte ein Junge. Die Stadtteilforscher zwischen sechs und zehn Jahren spazierten anschließend quer durch Kaltental, vom evangelischen Berg auf den katholischen, von der Grundschule über die Böblinger Straße vorbei an der Kirche St. Antonius. Mit lachenden und traurigen Smileys dokumentierten sie die Dinge, die ihnen gefielen, und solche, die sie kritisierten.

„An den Straßen liegt oft Müll“, bemerkte einer der kleinen Forscher. Daran müsse sich etwas ändern. Ebenso sollte der Fußweg von der Berneckestraße zur Thomaskirche ausgebessert werden. „Und das Geländer ist total verrostet.“ Die steile Treppe, die hinunter zur Schwarzwaldstraße führt, missfiel ihnen ebenfalls. „Da ist es immer so dunkel“, sagte ein Mädchen. Die Lösung hatten die Kinder auch gleich parat: Mehr Laternen aufstellen und das Gebüsch neben der Treppe zurückschneiden, um den Weg freundlicher zu gestalten.

Der Weg zur Haltestelle ist gefährlich

Der Weg an der Schwarzwaldstraße entlang zur Stadtbahnhaltestelle Kaltental hat ebenfalls Verbesserungspotenzial. Denn weil der Gehweg bergab auf der rechten Seite so schmal ist, gehen die Kinder lieber links. Unten an der Ecke zur Böblinger Straße müssen sie dann allerdings die Schwarzwaldstraße queren, um zur Haltestelle zu kommen. „Eine Ampel oder ein Zebrastreifen wäre gut“, sagen die Grundschüler. Denn der würde die Sicherheit der Fußgänger erhöhen, die die Schwarzwaldstraße queren wollen.

Über die Alte Straße lief die Gruppe von der Böblinger Straße wieder hinauf auf den evangelischen Berg. Auch an dem schmalen Weg hatten die Kinder etwas auszusetzen: Eine kleine Bank, die dort als Sitzgelegenheit dient, würden sie gar nicht nutzen. „Da sind ja überall Brennnesseln!“, rief einer der Jungs. Wenig einladend für ein kleines Päuschen. „Ich würde mich da nicht hinsetzen“, sagte ein Mädchen. Oben in der Feldbergstraße angekommen hatten die Schüler noch einen letzten, nicht unwichtigen Missstand identifiziert: teilweise auf dem Gehweg parkende Autos. „Das ist viel zu eng, da können wir gar nicht mit dem Fahrrad fahren“, sagte ein Junge.