Die Kirche Sankt Antonius läutet seit einem halben Jahrhundert zur Messe.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Hohenheim - Mit den Bänken lässt es sich gut erklären. Der Pfarrer Alois Schenk-Ziegler steht neben seinem Altar in der Antonius-Kirche und zeigt auf die Sitzreihen. Es sind weniger als früher, weil die Zahl der Katholiken auch in Hohenheim geschrumpft ist. Und so sieht die Kirche nicht mehr so leer aus sonntags beim Gottesdienst. Wird es doch mal voller, gibt es Stühle. „Das Mobiliar ist beweglich, sie ist wirklich zukunftsfähig“, sagt Schenk-Ziegler und meint die Kirche.

 

Leere Bänke, das sind Probleme, mit denen die hiesigen Katholiken vor einem halben Jahrhundert nichts hätten anfangen können. Die neue Kirche war ein Segen, gerade des Platzes wegen. Endlich mussten sich die Gläubigen nicht mehr in der kleinen Hohenheimer Kapelle im Stehen drängeln, sondern fanden alle einen Sitzplatz. In den Jahren zuvor musste die Gemeinde bei besonderen Anlässen mitunter in Nachbarkirchen um Asyl bitten. So wurde zum Beispiel die Investitur der Pfarrers Otto Kutter im Jahre 1959 in Kemnat gefeiert.

Vor genau 50 Jahren ist die Sankt-Antonius-Kirche an der Paracelsusstraße gebaut worden. Am nächsten Sonntag wird das Jubiläum gefeiert. Waren die Katholiken vor hundert Jahren in Hohenheim und Umgebung noch eine absolute Minderheit, so wuchs ihre Zahl vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg von ein paar Hundert auf mehr als 3000 an. Es brauchte eine Lösung für die Gottesdienste. Das Hohenheimer Kirchlein mit seinen 80 bis 90 Sitzplätzen reichte vorn und hinten nicht. Denn selbst die Stehplätze waren heiß begehrt.

Komplizierte finanzielle Verstrickungen

Die neue Sankt-Antonius-Kirche sollte aber nicht nur den Gottesdienstbesuchern mehr Raum bieten, sie sollte außerdem der neue Mittelpunkt des katholischen Zentrums an der Paracelsusstraße sein. Die Sankt-Antonius-Kirche sollte ein Symbol sein, das die örtliche Kirchengemeinde, das Exercitienhaus der Pallottiner-Patres und die Katholische Akademie vereint. Dies ist wohl nur bedingt gelungen.

Die Geschichte der katholischen Gemeinde Hohenheim ist nämlich bis heute von Zerrissenheit geprägt. Der Kirchenbau hat der Gemeinde zwar mehr Platz beschert, allerdings ist es nicht gelungen, die Kirche und das Gemeindehaus räumlich zusammenzubringen. Das liegt an komplizierten finanziellen Verstrickungen der Hohenheimer Katholiken mit dem Orden der Pallottiner, die lange in Hohenheim lebten.

Der Pfarrer Alois Schenk-Ziegler – übrigens der erste Nicht-Pallottiner am Hohenheimer Altar – nimmt es, wie es ist. Meistens jedenfalls. Und manchmal sagt er, es wäre besser, wenn die Kirche, das Gemeindehaus und ein Kindergarten an einem Ort versammelt wären. Andererseits, was ist heute noch an einem Ort? Schenk-Ziegler ist Seelsorger für die Einheit Degerloch-Hohenheim, und dazu zählen die Bewohner aller Stadtteile von Birkach, Plieningen und Degerloch.

In dem Gotteshaus an der Paracelsus-straße fühlt sich der Pfarrer Alois Schenk-Ziegler sichtlich wohl. Vor 13 Jahren ist die katholische Kirche renoviert worden. Seither ist sie in seinen Augen ein echtes Schmuckstück. Der Raum ist heller geworden, moderner. Doch allen Veränderung zum Trotz: Das Gemäuer ist gezeichnet vom Baustil seiner Entstehungsjahre.