Ein Umbau kostet. Das bekommt SAP erneut zu spüren. Doch der Softwarekonzern hat auf lange Sicht keine andere Wahl, wenn er Wettbewerbern die Stirn bieten will.

Mannheim - Das stark wachsende Geschäft mit Abo-Modellen ist Segen und Fluch zugleich für den Softwarekonzern SAP. Zwar sprudeln die Umsätze in dem wichtigen neuen Zweig, aber das Geschäft mit Mietsoftware (Cloud Computing) wirft weniger Gewinn ab.

 

Auf das Gesamtjahr rechnet der Konzern deshalb zwar mit einem etwas höheren Cloud-Umsatz als bislang. Der bereinigte operative Gewinn dürfte allerdings gut 200 Millionen Euro niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet, wie SAP am Montag in Walldorf mitteilte. „Bei unseren Wettbewerbern ist immer die Rede davon, ob sie ihre Verluste noch ausweiten. Wir steigern unseren Gewinn“, beschwichtigte Finanzchef Luka Mucic im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

An der Börse sorgte die gesenkte Prognose dennoch für Enttäuschung: Die SAP-Aktie verlor als schwächster Dax-Wert am Montag mehr als vier Prozent. Dabei ist der Druck auf die Gewinnmargen etwas, das SAP mit dem wachsenden Cloud-Geschäft in Kauf nehmen muss.

Der Konzern stellt sein Geschäftsmodell derzeit mehr und mehr vom Verkauf herkömmlicher Softwarelizenzen auf Mietsoftware aus der Cloud um. Damit will SAP kleineren Wettbewerbern wie Salesforce.com die Stirn bieten. Bislang machen die Cloud-Umsätze immer noch nur einen kleinen Umsatzanteil aus. Doch Zukäufe wie die jüngst angekündigte Übernahme des US-Anbieters Concur sollen den Umbau beschleunigen. Das hat nicht nur Vorteile: Das Cloud-Geschäft wirft vor allem zu Beginn weniger Gewinn ab als der klassische Softwareverkauf, bei dem nach Vertragsabschluss hohe Lizenzumsätze verbucht werden können.

Schon zu Jahresbeginn hatte der Softwarekonzern deshalb seine Gewinnprognose für 2015 um zwei Jahre verschoben. „Langfristig rechnen wir mit einer höheren Profitabilität“, sagte SAP-Chef Bill McDermott nun.

Ein Lichtblick: Die Belastung durch den starken Euro schwäche sich ab, sagte Finanzchef Mucic. Bewege sich der Kurs auf dem Niveau von September, rechne er sogar mit einem positiven Effekt. Das Europageschäft habe sich trotz der Unsicherheiten in der Ukraine und im Nahen Osten solide entwickelt. „Die Auswirkungen der Krise sind aber spürbar“, sagte Mucic. „In Russland haben wir im dritten Quartal leichte Einbußen im Neugeschäft gesehen.“

Während die Cloud-Umsätze im dritten Quartal um 45 Prozent zulegten, gingen die Erlöse mit herkömmlichen Softwarelizenzen zurück. Alles in allem verbuchte SAP dank des stetigen Dienstleistungsgeschäfts ein Umsatzplus von fünf Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern legte im Quartal um 16 Prozent auf 881 Millionen Euro zu. In den ersten neun Monaten war es gegenüber dem Vorjahr allerdings leicht gesunken. SAP streicht wegen der Umstellung auf Cloud-Computing aktuell Stellen. Drei Prozent der Beschäftigten weltweit sind davon betroffen. Ende September zählte der Softwarekonzern aber 68 835 Mitarbeiter, nach 66 061 im Jahr zuvor. Das sei nicht nur auf Zukäufe zurückzuführen, sagte ein Sprecher. Mehr als 1000 Beschäftigte seien wie geplant neu eingestellt worden.